Samsung hat aufgrund der geringen Nachfrage entschieden, den Vertrieb seines Windows-RT-Tablets Ativ Tab in Deutschland und weiteren europäischen Ländern einzustellen. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens auf der CeBIT gegenüber heise.de.
Die Ankündigung ist keine große Überraschung. Schon im Januar hatte das Unternehmen gegenüber News.com erklärt, es werde das Ativ Tab in den USA gar nicht in den Handel bringen. Auch hier begründete Samsung den Schritt mit den geringen Verkaufschancen. Samsungs Senior Vice President Mike Abary kritisierte vor allem die unklare Positionierung von Windows RT gegenüber Windows 8.
Auch Microsoft spürt offenbar, dass die jüngste Version seines Desktopbetriebssystems bei Verbrauchern nicht so beliebt ist wie erhofft. Der Softwarekonzern will angeblich die Nachfrage nach Windows-8-Notebooks erhöhen, indem es Herstellern einen Nachlass auf die Lizenzgebühren anbietet. Wie das Wall Street Journal berichtet, passt Redmond auch die Preise von Office 2013 an. OEMs sollen vor allem ermutigt werden, kleinere touchfähige Laptops mit Windows 8 zu entwickeln.
Die Nachfrage nach Computern mit Windows 8 ist seit der Einführung des OS im vergangenen Oktober eher gering. Konventionellen Desktops und Notebooks fehlen weiterhin berührungsempfindliche Displays, die benötigt werden, um die Vorteile der neuen Windows-Oberfläche vollständig nutzen zu können. Neue touchfähige Notebooks, die demnächst in den Handel kommen, sollen die Verkäufe ankurbeln.
Im vergangenen Monat habe Microsoft OEMs ein Paket aus Windows 8 und Office für 30 Dollar angeboten, sagte eine Quelle des WSJ. Es war für touchfähige Geräte mit Displays von bis zu 10,8 Zoll gedacht. Zuvor habe der Preis bei rund 120 Dollar gelegen. Geräte mit größeren Bildschirmen erhielten den reduzierten Preis nur für Windows 8. Ähnliche Zahlen nennt auch ein Bericht von Digitimes. Auf die Einzelhandelspreise werde sich die Rabattaktion erst ab Juni niederschlagen.
Microsoft hat aber nicht nur mit geringen Verkaufszahlen für Windows 8 zu kämpfen. Auch sein Tablet Surface RT entwickelt sich zumindest nach Schätzungen des Pacific-Crest-Analysten Brendan Barnicle zum Ladenhüter. Seine Prognose für das laufende Quartal senkte er von 1,4 Millionen verkauften Surface RT auf 600.000 Stück. Im laufenden Geschäftsjahr 2013 werde Microsoft maximal 3 Millionen Geräte absetzen. Zuvor lagen die Schätzungen bei 4 Millionen.
„Wir bleiben besorgt, dass dem Unternehmen ein schwieriger Umstieg bevorsteht, da sich der Markt von PCs, die für 50 Prozent von Microsofts Umsatz verantwortlich sind, hin zu anderen Geräten entwickelt, bei denen Microsoft deutlich weniger dominant ist“, zitiert Forbes den Analysten.
Auch Asus ist mit der Resonanz auf Windows 8 nicht zufrieden. CEO Jerry Shen sagte bei der Vorstellung der aktuellen Quartalszahlen seines Unternehmens: „Die Akzeptanz von Windows 8 im vierten Quartal war nicht sehr gut.“ Das Interesse an touchfähigen Notebooks von Asus mit dem neuen Microsoft-OS sei allerdings sehr hoch.
Update 21:18 Uhr:
Inzwischen hat Samsung eine Stellungnahme veröffentlicht, in der der Konzern klarstellt, dass lediglich das Tablet mit Windows RT in Deutschland nicht mehr verkauft wird. An der Windows-8-Strategie hält Samsung fest.
Unsere Partnerschaft mit Microsoft basiert auf einer vertrauensvollen Beziehung, die wir auch weiterhin fortsetzen und vertiefen werden. Nicht zuletzt, weil wir mit Windows 8 großartige Produkte auf den Markt bringen konnten, deren zentrale Funktionen von dem Betriebssystem unterstützt und dadurch erst voll erfahrbar werden. Unsere Windows-8-Produkte sind flexibel einsetzbar und ermöglichen einen Geräte- sowie plattformübergreifenden Datenaustausch. Neben der Fortführung und dem Ausbau unseres Windows-8-Notebook-Portfolios werden wir auch künftig an dem Format Windows-8-Tablet festhalten. Vor allem der ATIV smart PC und der ATIV smart PC Pro sind Geräte, die unseren Kunden unabhängig von Ort und Zeit volle Leistungsfähigkeit ermöglichen. Lediglich das ATIV Tab mit Windows RT werden wir in Deutschland nicht weiter an den Handel ausliefern.
Roland Schweyer, Director IT Cluster Samsung Electronics GmbH
[mit Material von Don Reisinger, News.com, und Lance Whitney, News.com]
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