Google schließt weitere Produkte – darunter Reader

Google hat einen zweiten Frühjahrsputz angekündigt, bei dem es erneut Dienste schließen oder Features aufgeben will. Davon betroffen ist auch das RSS-Tool Google Reader, das vielen Durchschnittsnutzern zwar nicht bekannt ist, aber über eine sehr anhängliche Nutzerschaft verfügt. Als webbasierter Feedreader aggregiert er Nachrichten aus unterschiedlichsten Quellen übersichtlich in einem Format, das einem E-Mail-Eingang ähnlich ist.

Google Reader wird am 1. Juli eingestellt, so dass seine Nutzer gut drei Monate Zeit haben, ihre Daten mit Google Takeout für alternative RSS-Reader zu exportieren. Der Suchkonzern begründet die Einstellung mit der zurückgehenden Nutzung des 2005 eingeführten Readers.

Mit weiteren Diensten, die in diesem Jahr eingestellt werden, erhöht sich die Zahl der Entwicklungsstopps seit Googles erster Frühjahrsputz-Kampagne im Jahr 2011 auf rund 70 – darunter auch bekannte Angebote wie iGoogle und Google Labs. Laut Google führte der dramatische Trend zu mobilen Geräten zu den aktuellen Schließungen.

„Es ist lange her, dass wir eine so schnelle Veränderung erlebten – das gab es vermutlich seit der Einführung des Personal Computing vor 40 Jahren nicht mehr“, schrieb Urs Hölzle, bei Google als Senior Vice President für die technische Infrastruktur verantwortlich, in einem Blogeintrag. „Um das Beste aus diesen Chancen zu machen, müssen wir uns konzentrieren – sonst verzetteln wir uns und bewirken zu wenig.“

Der Schließung zum Opfer fällt weiterhin die Bildbearbeitung Snapseed Desktop für Macintosh und Windows, während die mobile Snapseed-App für iOS und Android kostenlos verfügbar bleibt. Ab 16. September stehen Entwicklern verschiedene Programmierschnittstellen nicht mehr zur Verfügung, darunter die Such-API für Shopping. Auch Google Building Maker entfällt, mit dem sich 3D-Modelle für Google Earth und Maps erstellen lassen. Eingestellt wird außerdem das Plug-in Google Cloud Connect, das Microsoft-Office-Dateien von Windows-PCs automatisch bei Google Drive speichert.

Insbesondere Google Reader aber lässt schwer enttäuschte Anwender zurück. Durch die Sharing-Features dieses Tools experimentierte Google auch schon früh mit Social Networking, bevor es sich ganz auf Google+ verlegte. Konsequenzen ergeben sich für ein ganzes Ökosystem von Apps, die auf Google Reader basieren.

Als uneingeschränkt positiv betrachtet hingegen Instapaper-Schöpfer Marco Ament die Reader-Einstellung, denn seine Einführung habe 2005 den Markt für Desktop-RSS-Clients zerstört. „Jetzt werden wir gezwungen sein, die von Google Reader hinterlassene Lücke zu füllen, und es erschließt sich keine offensichtliche Alternative“, argumentiert er. „Wir werden wahrscheinlich zum ersten Mal in einem Jahrzehnt bedeutsame Innovation bei RSS-Desktop-Apps und Synchronisationsplattformen erleben.“

[mit Material von Steven Musil, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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