67 Prozent aller chinesischen Android-Apps sammeln Nutzerdaten

Eine deutliche Mehrheit der Apps, die sich in chinesischen Android-Stores finden, sammelt Anwenderdaten und sendet sie an Server im Web. In Extremfällen werden sogar Sprachanrufe und SMS aufgezeichnet. Am häufigsten sichern sich die App-Schreiber aber Zugriff auf die Telefonnummern des Nutzers. Das steht in einem Bericht des Data Center of China Internet (DCCI).

Die Marktforscher geben eine Trackingquote von 66,9 Prozent an. In 34,5 Prozent der Fälle steht die Datensammlung in absolut keinem nachvollziehbaren Zusammenhang mit der Funktion der App.

Um diese Zahlen zu relativieren, geben die Forscher auch die Zahl der betroffenen Nutzer an: In China gebe es derzeit 1,1 Milliarden Mobilfunknutzer, von denen wiederum 400 Millionen ein Smartphone besitzen. Der Android-Anteil beträgt 84 Prozent. Es geht also um die Datensicherheit von etwa 336 Millionen Menschen.

Untersucht wurden immerhin 1400 Apps in chinesischer Sprache. Von denen, die Telefondaten auslesen, tun dies 73 Prozent ohne funktionalen Grund. Und selbst bei drastischen Eingriffen in die Telefonfunktionen ist die Quote der illegalen Aktivitäten extrem hoch. 29,1 Prozent aller Apps, die sich das Recht sichern, Telefonanrufe durchzuführen, tun dies grundlos. Gleiches gilt für 24,9 Prozent aller Apps, die Standorte registrieren, und 23,8 Prozent aller Apps, die SMS verschicken.

Diebstahl von Android-Nutzerdaten scheint in China gängige Praxis zu sein. Darauf hatte schon ein Bericht vom November 2012 hingewiesen. Dennoch beschränkt sich das Phänomen weder auf China noch auf Android. So wurden 2011 sowohl Apple als auch Microsoft beschuldigt, Standortdaten ihrer Nutzer zu sammeln.

Vor einem Jahr hat es zudem ein iOS-Entwickler als „in der Branche normal“ bezeichnet, Daten aus den Adressbüchern der Anwender abzugreifen und für eine eventuelle spätere Nutzung auf einem Server abzulegen. Es sind aber nicht nur unbekannte kleine App-Entwickler, die unter iOS wie Android greifbare Informationen sammeln. Mitte vergangenen Jahres wurde eine solche Praxis in den Apps des Social Network LinkedIn nachgewiesen. Konsequenzen hatte dies kaum – LinkedIn nahm lediglich Notizen zu Kalenderinformationen von seinem „großartigen Feature“ aus und sorgte für etwas mehr Transparenz.

iPhone-Nutzer, die ihr Gerät gejailbreakt haben, können mit Protect-my-Privacy (PMP) und Privacy aus dem Cydia-Store ihre Privatsphäre besser schützen als dies standardmäßig möglich ist. Android-Anwender sollten einen Blick auf LBE Privacy Guard werfen. Allerdings ist das Tool nicht kompatibel mit Jelly Bean. Außerdem erfordert es Root-Rechte. Im XDA-Developer-Forum gibt es aber eine Version, die auch unter dem neuesten Android OS funktioniert. Zudem existiert mit PDroid eine weitere Lösung, die den Schutz der Privatsphäre unter Android OS verbessert. Allerdings erfordert die Installation sehr gute Kenntnisse. Im Blog von Mike Kuketz findet sich eine gute Gegenüberstellung von LBE und PDroid.

[mit Material von Ellyne Phneah, ZDNet.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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