Reuters-Redakteur Matthew Keys ist wegen Verschwörung mit der Hackergruppe Anonymous angeklagt worden. Die Anklageschrift wirft ihm vor, der Hackergruppe Anonymous Zugang zur Website der Los Angeles Times verschafft und sie zu entstellenden Veränderungen ermutigt zu haben.
Der 26-jährige Keys ist seit 2012 als Social-Media-Redakteur für Reuters tätig und ein ehemaliger Web-Produzent von Tribune Company, zu dem auch die Tageszeitung Los Angeles Times gehört. Tribune entließ ihn jedoch im Oktober 2010, als das Unternehmen in ein Insolvenzverfahren geriet. Danach soll er in einem von Hackern frequentierten Internet-Chatroom die Log-in-Informationen zum Tribune-Firmenserver verraten und laut Anklage Anonymous-Mitglieder ermutigt haben, „die Website zu stören“. Er habe sich dabei AESCracked genannt.
Ein lediglich als „Sharpie“ identifizierter Hacker änderte daraufhin einen Artikel des Los Angeles Times, der im Dezember 2010 veröffentlicht wurde. In der veränderten Fassung ging es um die angeblich bevorstehende Wahl von „CHIPPY 1337“ zum Präsidenten des US-Senats. CHIPPY 1337 wiederum war eine Anspielung auf einen anderen Hacker – oder vielleicht auch eine Hackergruppe, die später für das Website-Defacement des Videospiele-Produzenten Eidos verantwortlich gemacht wurde.
Die Anklage gegen Keys wurde jetzt erhoben, obwohl die veränderte Textfassung des Times-Artikels offenbar nur eine halbe Stunde lang abrufbar war. Trotz des minimalen Schadens geht es um drei Anklagepunkte, darunter eine „Verschwörung, um Informationen zu übermitteln, die zur Beschädigung eines geschützten Computers dienlich sind“. Bei einer Verurteilung in allen Punkten droht Keys eine mögliche Höchststrafe von 25 Jahren Gefängnis und eine Geldbuße bis zu 500.000 Dollar.
Enthüllt wurde Keys‘ Identität als AESCracked ausgerechnet vom legendären LulzSec-Hacker Monsegur alias „Sabu“, der später mit dem FBI zusammenarbeiten und die Verhaftung führender Anonymous-Mitglieder ermöglichen sollte. „AESCracked / Matt Keys ist ein früherer Produzent für Tribune-Sites“, teilte er im März 2011 durch einen Tweet mit. „Gab Hackern die volle Kontrolle über LATimes.com.“
Auch Matthew Keys meldete sich jetzt über den Mikrobloggingdienst zu Wort, als er von seiner Anklage erfuhr: „Mir geht es gut. Ich habe es auf die gleiche Weise erfahren wie ihr – auf Twitter. Heute Abend schalte ich mal ab, morgen geht es weiter wie gewohnt.“
[mit Material von Michael Lee, ZDNet.com]
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