Reuters-Redakteur streitet Datenweitergabe an Anonymous ab

Matthew Keys, der jüngst der Datenweitergabe an Anonymous bezichtigte stellvertretende Social-Media-Redakteur von Reuters, streitet die erhobenen Anschuldigungen ab. Er soll vor einigen Jahren Log-in-Daten Hackern zur Verfügung gestellt haben.

Damals arbeitete Keys für die Tribune Company, der unter anderem die Los Angeles Times gehört. Die letzte Woche veröffentlichte Anklageschrift wirft ihm vor, der Hackergruppe Anonymous Zugang zur Website der Los Angeles Times verschafft und sie zu entstellenden Veränderungen ermutigt zu haben.

„Ich habe niemandem einen Usernamen und ein Passwort gegeben“, schreibt Keys auf seiner Facebook-Fanseite. Er geht anschließend auf die einzelnen Anklagepunkte ein: „Ich habe mich nicht ‚verschworen‘, um ‚einen geschützten Computer zu beschädigen‘. Ich habe keine ‚Übertragung bösartigen Codes‘ veranlasst, und ich habe nicht ‚versucht‘, eine ‚Übertragung bösartigen Codes‘ durchzuführen. Meine Anwälte haben ziemlich genau das in den letzten Tagen kommuniziert, aber ich dachte mir, wenn ich es sage, kommt es vielleicht deutlicher an.“

Der 26-jährige Keys ist seit 2012 als Social-Media-Redakteur für Reuters tätig. Tribune entließ ihn im Oktober 2010, als das Unternehmen in ein Insolvenzverfahren geriet. Danach soll er in einem von Hackern frequentierten Internet-Chatroom die Log-in-Informationen zum Tribune-Firmenserver verraten und laut Anklage Anonymous-Mitglieder ermutigt haben, „die Website zu stören“. Er habe sich dabei AESCracked genannt.

Ein lediglich als „Sharpie“ identifizierter Hacker änderte daraufhin einen Artikel des Los Angeles Times, der im Dezember 2010 veröffentlicht wurde. In der veränderten Fassung ging es um die angeblich bevorstehende Wahl von „CHIPPY 1337“ zum Präsidenten des US-Senats. CHIPPY 1337 wiederum war eine Anspielung auf einen anderen Hacker – oder vielleicht auch eine Hackergruppe, die später für das Website-Defacement des Videospiele-Produzenten Eidos verantwortlich gemacht wurde. Die Anklage gegen Keys wurde jetzt erhoben, obwohl die veränderte Textfassung des Times-Artikels offenbar nur eine halbe Stunde lang abrufbar war.

Das Gerichtsverfahren gegen Keys wird am 9. April in Sacramento (Kalifornien) eröffnet werden. Im Fall eines Schuldspruchs drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft und eine Geldstrafe von maximal 75.000 Dollar.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

4 Tagen ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

7 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

1 Woche ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

1 Woche ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

1 Woche ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

1 Woche ago