Google kündigt WebKit-Fork „Blink“ an

Google hat die Entwicklung einer neuen Browser-Engine namens Blink angekündigt. Sie basiert auf der offenen Engine WebKit, deren Code der Suchriese künftig ohne Apple weiterentwickeln will. Der Schritt bedeutet das Ende einer jahrelangen Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen.

Da WebKit ein Open-Source-Projekt ist, kann jeder den Quellcode verwenden und modifizieren. Bisher pflegten Google und Apple jedoch eine gemeinsame Code-Basis. Mit dem Start von Blink gehen die beiden Rivalen künftig getrennte Wege. Bei der Erweiterung der Engine um neue Funktionen oder der Unterstützung neuer Web-Standards können sie nun nicht mehr von der Arbeit des anderen profitieren.

Google hat seine neue Browser-Engine Blink nach dem gleichnamigen HTML-Tag benannt (Bild: News.com).

Google verspricht sich von dem Schritt Vorteile für Chrome und auch Safari. „Wir sind zuversichtlich, dass es uns und auch der WebKit-Community erlauben wird, schneller voranzukommen, was es schließlich auch dem Web erlauben wird, sich schneller zu entwickeln“, argumentiert Linus Upson, für die Entwicklung von Chrome verantwortlicher Vizepräsident bei Google.

Apple wollte Googles Ankündigung nicht kommentieren. Opera Software, dass kürzlich seiner eigenen Engine Presto den Laufpass gab und zu WebKit wechselte, wird laut Opera Web Evangelist Bruce Lawson künftig Blink verwenden und auch zu dessen Weiterentwicklung beitragen.

Googles Entscheidung, die gemeinsame Entwicklung von WebKit aufzugeben, hat unter anderem technische Gründe. Laut Alex Komoroske, Produktmanager von Googles Open-Web-Platform-Team, verfolgt Google mit Chromium schon jetzt im Bereich Multiprozess-Architektur einen anderen Ansatz als andere WebKit-basierte Browser. Da dies ein sehr grundlegender Teil der Software sei, sei es sehr schwierig, unterschiedlichen Konzepten Rechnung zu tragen.

Google plane beispielsweise, Bereiche einer Webseite – sogenannte iFrames – auf mehrere Computing-Prozesse aufzuteilen. „Das wäre großartig für die Sicherheit, die Stabilität und die Performance, wenn wir eingebettete iFrames als separate Prozesse haben könnten“, sagte Komoroske. Die dafür benötigten Änderungen würden jedoch den Rest der WebKit-Community abspalten.

Anfänglich werden Blink und WebKit noch dieselbe Codebasis verwenden. Im Lauf der Zeit werden sich jedoch immer mehr Unterschiede zwischen beiden Zweigen ergeben. „Mit der Zeit entwickeln sie sich in verschiedene Richtungen, was den Austausch von Code erschwert“, so Komoroske. „Es wird immer schwieriger werden, einen direkten Patch zu teilen.“

Schon jetzt gibt es Unterschiede zwischen den WebKit-Versionen, die Google und Apple verwenden. Sie zeigen sich laut Google-Entwickler Paul Irish unter anderem bei der Anzeige von Text und Grafiken sowie bei der Verwendung der Hardwarebeschleunigung. Außerdem nutzte Google schon immer eine eigene Engine für JavaScript-Programme.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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