Mit einem fast einstündigen Video zeigt Google erstmals mehr über die alltägliche Funktionsweise des Brillencomputers Glass. Es entstand bei einer Veranstaltung während der Konferenz South by Southwest (SXSW) im letzten Monat, die interessierte Entwickler für Google Glass und seine Möglichkeiten begeistern sollte. Anders als bei früheren Promotionvideos ging es dabei weniger um sensationelle Aufnahmen und mehr um praktische Anwendungen.
Timothy Jordan, Googles Verbindungsmann für Entwickler von Glass-Anwendungen, trug während seines Vortrags selbst eine Computerbrille, deren eingeblendete Bilder und Texte gleichzeitig auf einem Monitor zu sehen waren. Er hob hervor, dass Glass nicht etwa von der Außenwelt isoliere und nie in das direkte Sichtfeld komme, daher auch nicht den Augenkontakt verhindere. Erst ein Blick nach oben bringe Glass in Sicht. Auch die Sprachausgabe beeinträchtige nicht die Wahrnehmung der Umgebungsgeräusche.
„Glass tritt nicht in Konkurrenz zum Leben, sondern fügt sich in Ihr Leben ein“, sagte Jordan. „Bei Project Glass geht es um unsere Beziehung zur Technologie. Es geht um Technologie, die da ist, wenn wir sie wollen, aber aus dem Weg geht, wenn wir sie nicht wollen.“ Man habe oft das Gefühl, dass Technologie zu sehr in den Vordergrund tritt – und genau dieses Problem gehe Glass an. „Sie haben damit noch immer Zugang zur Technologie, die Sie lieben, aber sie holt Sie nicht aus dem Augenblick heraus.“
Die Bedienung der Computerbrille erfolgt durch Touchgesten am seitlichen Bügel, durch Sprachsteuerung sowie einige typische Kopfbewegungen. Jordan führte den praktischen Einsatz mit der Aufnahme eines Fotos und dem Abruf von Informationen vor. So brachte er beispielsweise in Erfahrung, was „Danke“ in Japanisch heißt und wie es ausgesprochen wird.
Ein paar einfache Anwendungen sollten die besonderen Möglichkeiten von Glass zeigen: Eine Anwendung der New York Times blendet Bilder und die Überschriften aktueller Nachrichten ein – bei Interesse kann sich der Anwender Zusammenfassungen vorlesen lassen. Gmail informiert über eine eingegangene E-Mail, deren Antwort sogleich diktiert und versandt werden kann – einschließlich richtig umgesetztem Smiley. Ein aufgenommenes Foto wird zur Evernote-Anwendung Skitch geschickt, dann über Android zu einem Tablet synchronisiert und dort weiter bearbeitet. Über das Social Network Path erfolgen schnelle Interaktionen mit engen Freunden durch Bilder und Emoticons.
Für die Entwickler von Glass-Apps steht die Mirror-API bereit, die „Timeline Cards“ in die Sicht der Nutzer bringt. Timothy Jordan ging ausführlich auf Webtechnologien wie JSON und REST ein, auf denen die Anwendungen und Dienste von Google Glass basieren.
Der Google-Mitarbeiter machte dabei immer wieder klar, dass Glass zwar eine mobile Plattform ist, Anwendungen dafür aber völlig anders konzipiert sein müssen als für andere Mobilgeräte. Sie dürften keinesfalls aufdringlich sein und den Anwender, der Glass den ganzen Tag trägt, nicht stören. Ihm müsse etwa die Freiheit bleiben, Benachrichtigungen nicht zur Kenntnis zu nehmen. Eine Anwendung dürfe ihm niemals unerwartete Inhalte aufdrängen.
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