Julian Assange und Eric Schmidt trafen sich zu „heimlichen Gesprächen“

Wikileaks hat das vollständige Transkript eines fünfstündigen Gesprächs veröffentlicht, an dem Julian Assange und Google-Chairman Eric Schmidt teilnahmen. Die Whistleblower-Site stilisiert die Begegnung dabei zum „Geheimtreffen“. Tatsächlich hatte der Wikileaks-Gründer sich im Juni 2011 mit Schmidt getroffen, der Assange wie andere einflussreiche Personen für sein Buch „The New Digital Age“ befragen wollte.

Mit dabei war Jared Cohen, Mitverfasser des Buches, das in der nächsten Woche erscheint und sich mit einer „neugestalteten Zukunft von Menschen, Nationen und Wirtschaft“ befasst. Cohen leitet die Denkfabrik Google Ideas und war zuvor für das US-Außenministerium tätig, wo er als Experte für alle Fragen rund um die digitale Welt galt. Er begleitete den Google-Chairman auch im Januar bei seiner umstrittenen Reise nach Nordkorea.

Julian Assange in einem Balkonfenster der ecuadorianischen Botschaft in London (Bild: Charlie Osborne / News.com)

Schmidt fragte während der Interviews nach der internen Organisation von Wikileaks und der Rolle von Assange bei der Schaffung der technischen Strukturen. Der Wikileaks-Gründer erklärte, die Whistleblower-Site sei als Antwort auf ein „verkrüppeltes“ System der Informationsverbreitung geschaffen worden.

„Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass Desinformation so leicht zu erzeugen ist, weil die Komplexität das Wissen überdeckt“, sagte Assange. Es sei daher im laufenden Jahrzehnt für Regierungen, Unternehmen und Marketingexperten naheliegend, Systeme der Desinformation aufzubauen. „Und das macht natürlich die Arbeit eines ernsthaften Journalisten erheblich schwieriger.“

Die Gesprächsthemen entwickelten sich von der virtuellen Währung Bitcoin bis zum Einfluss von Wikileaks auf die Revolution in Tunesien. Schmidt wollte wissen, warum Wikileaks nicht mehr USB-Speichersticks mit Dokumenten über die Vorgänge in afrikanischen Ländern bekomme, „die von diesen üblen Diktatoren regiert werden“. Wikileaks erhalte auch viele Informationen aus nichtwestlichen Ländern, erklärte Assange. Diese seien aber in der Regel „weniger vernetzt“, dazu kämen noch sprachliche Barrieren.

Gegen Ende des Gesprächs fragte Schmidt den Wikileaks-Gründer, wie er mit seinen Mitarbeitern kommuniziere. Assange erklärte, keine E-Mails zu nutzen, da es „zu gefährlich“ sei, und Leute bevorzugt persönlich treffe. „Und verschlüsselte E-Mails sind vielleicht noch schlimmer, weil sie leicht auffallen und so zu Endpunkt-Angriffen provozieren … aber wir haben verschlüsselte Mobiltelefone. Leider arbeiten sie nicht in allen Ländern, aber mit SMS-Nachrichten geht es überall.“

Julian Assange erklärte schließlich, auch ein Leak von Google sei willkommen – und zwar zu allen Daten- und Nutzeranfragen, die das Unternehmen unter Berufung auf das Anti-Terror-Gesetz „Patriot Act“ erhält. Eric Schmidt hatte das Gesetz zuvor selbst öffentlich kritisiert, das US-Behörden einfachen Zugriff auf E-Mails und andere Daten erlaubt. Es verpflichtet Firmen mit Hauptsitz in den Vereinigten Staaten zur Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden – und sie dürfen betroffene Nutzer nicht einmal informieren.

Schmidt und Cohen wiesen darauf hin, dass Google als einem US-Unternehmen keine solche Offenlegung erlaubt sei. „Die Antwort ist, dass die Gesetze eindeutig sind, was Google und die USA angeht“, sagte der Google-Chairman. „“Wir könnten es nicht tun. Es wäre illegal.“

[mit Material von Steven Musil, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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