Die Europäische Union hat Googles Vorschläge für einen Kompromiss zur Monopol-Untersuchung auf dem Suchmarkt veröffentlicht. Unter anderem will der Konzern eigene Angebote auf Suchergebnisseiten speziell hervorheben und seinen Konkurrenten mehr Prominenz verschaffen. Die Wettbewerbskommission bittet dazu nun um Feedback – vor allem durch Googles Rivalen.
Endanwender könnten dem Vorschlag zufolge die Möglichkeit bekommen, Google-Dienste von den Suchergebnissen auszuschließen. Mindestens drei Konkurrenzfirmen würden außerdem stets in der Nähe von Google-Einträgen angeführt. Dabei geht es um vertikale Suchen, etwa Shopping-, Reise- und Kartendienste, die sich gegenüber ihren Google-Pendants benachteiligt sehen. Die EU spricht von „spezialisierten Suchdiensten“.
Spontan wollten sich diese Rivalen allerdings nicht zu den Vorschlägen äußern. Thomas Vinje, Sprecher von FairSearch Europe, das etwa Microsoft, TripAdvisor, Foundem, Oracle und Nokia vertritt, fordert mehr Zeit: „Google hat sich ein Jahr Zeit genommen, um den heute veröffentlichten Vorschlag zu machen. Wir halten es daher nur für fair, dass externe Experten einen guten Monat bekommen, um der Kommission Rückmeldungen zu geben zu den langfristigen Effekten der Vorschläge auf Verbraucher und Innovation.“
Auch den Verlagen wirft Google ein Häppchen hin: Es will ihnen eine Möglichkeit einräumen, Artikel als für Google News geeignet oder nicht einzustufen. Und was andere Suchdienste angeht, will Google sie künftig nicht mehr indizieren. Zuletzt soll es Erleichterungen für Werbetreibende geben, deren Kampagnen Google-Anzeigen und Angebote anderer Anzeigenetze umspannen.
Alle diese Maßnahmen verspricht Google auf fünf Jahre in allen EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen einzuhalten, um so dem seit Jahren drohenden Kartellverfahren zu entgehen.
Die im November 2010 begonnenen EU-Untersuchung betrifft unter anderem Google Shopping, Google Places, Google Hotel Finder, Google News, Google Finance, Google Flights und Google Maps. Die Konkurrenten dieser vertikalen Dienste hatten auf ein Verfahren gegen Google gehofft, doch die Wettbewerbskommission zögerte es wiederholt hinaus und nutzte es vielmehr als Drohkulisse. Sie schien stattdessen auf einen Kompromiss zu hoffen, der schneller und billiger als ein großes Verfahren getroffen werden könnte. Mit dieser Strategie war sie schon 2009 im Fall von Microsofts Browserwahl und bezüglich der E-Book-Preisabsprachen zwischen Apple und großen Verlagen erfolgreich.
Google hat sich schon öfter mit Kartellfragen beschäftigen müssen, etwa im Kontext von Übernahmen – doch die jetzigen Untersuchungen in Europa und den USA bedrohen den Kern seines Geschäfts. Mit schlichten Ergebnislisten war es gestartet, hat sich aber zunehmend darauf spezialisiert, die tatsächlichen Fragen der Nutzer zu beantworten – beispielsweise durch Karten, Zugfahrpläne und Wettersymbole. Mit Google Now versucht es sogar, diesen Fragen zuvorzukommen.
[mit Material von Stephen Shankland, News.com]
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