Schon wenige Tage nach Auslieferung der ersten Exemplare ist einem Entwickler und Hacker der Jailbreak von Google Glass gelungen. Jay Freeman, der auch den App Store Cydia für entsperrte iOS-Geräte betreibt und in der Hackerszene als „Saurik“ bekannt ist, erlangte Root-Zugang zum Betriebssystem und konnte die Software modifizieren. Er machte seinen schnellen Erfolg mit einem Tweet bekannt und belegte es mit einem Foto der Geräteinformation, in der die Computerbrille als „Jailbroken ;P“ ausgewiesen ist.

Google-Mitgründer Sergej Brin trägt Google Glass (Bild: James Martin / CNEt.com)

Freeman kam darauf, dass Glass mit Android 4.0.4 (Ice Cream Sandwich) läuft, und testete daraufhin verfügbare Exploits für diese Version. Es sollte nur Stunden dauern, bis er mit einem für übliche Android-Smartphones und Tablets gedachten Exploit volle Kontrolle über das Betriebssystem von Glass erhielt.

Der Hack wurde ihm durch den zugänglichen Debug-Modus und eine Schwachstelle in der Backup-Funktion erleichtert. „Man nimmt ein Backup des Geräts vor, modifiziert das Backup und benutzt es für die Wiederherstellung“, berichtete der Hacker Forbes. „Während der Wiederherstellung sorgt man dafür, dass eine entscheidende Konfigurationsdatei überschrieben wird.“ Diese Änderung täuschte dem OS vor, nicht auf der tatsächlichen Hardware, sondern in einem Emulator auf einem PC zu laufen. Der für Entwickler gedachte Emulator wiederum gab volle Kontrolle und „Root“-Rechte.

Freeman hält durch den Jailbreak für denkbar, die Daten lokal auf dem Gerät oder einem per Bluetooth verbundenen Smartphone zu speichern, statt alles automatisch auf Googles Server hochzuladen. Forbes spekuliert außerdem darüber, damit lasse sich vielleicht eine Deaktivierung verhindern, die Google bei einem Weiterverkauf der Glass-Entwicklermodelle angedroht hatte. Vor allem aber werden modifizierte oder von Google nicht zugelassene Anwendungen möglich.

Anders als bei Smartphones und Tablets mit Android sieht Google bei seiner Computerbrille offenbar mehr Kontrolle vor. „Es ist so neu, da haben wir uns entschieden, etwas vorsichtiger zu sein“, erklärte Chairman Eric Schmidt. Deshalb werde Google jede App selbst kontrollieren, bevor es sie allgemein verfügbar mache. „Es ist immer leichter, sich im Nachhinein zu öffnen.“

Das Display der Computerbrille meldet den gelungenen Jailbreak (Bild: Saurik)

Die Serienversion von Google Glass wird voraussichtlich erst in etwa einem Jahr in den Verkauf kommen und vielleicht besser gegen einen Jailbreak abgesichert sein. Schon einen Tag vor Freeman hatte auch Google-Mitarbeiter Liam McLoughlin den zugänglichen Debug-Modus entdeckt und einen Jailbreak für einfach machbar erklärt.

Durch das Tool Android Debug Bridge (ADB) fand der Glass-Entwickler Jay Lee außerdem weitere wesentliche Einzelheiten der Computerbrille heraus, die Google zuvor nicht öffentlich gemacht hatte. Als Prozessor ist demnach ein Dual-Core-Chip von Texas Instruments (OMAP 4430) verbaut. Für die Entwickler verfügbar sind 682 MByte von vermutlich insgesamt 1 GByte RAM. Mit diesen Spezifikationen entspricht die Hardware von Google Glass ungefähr einem High-End-Smartphone des Jahres 2011 wie Samsungs Galaxy S II – aber verbaut in einem wesentlich kompakteren Gehäuse.

[mit Material von Eric Mack, News.com]

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

4 Tagen ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

7 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

1 Woche ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

1 Woche ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

1 Woche ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

1 Woche ago