Telekom führt DSL-Drosselung bis 2018 auch für Bestandkunden ein

Über einen Umweg wird die Deutsche Telekom die Bandbreiten-Drosselung bei DSL wohl auch für Bestandskunden einführen. Bis 2018 will der Bonner Konzern alle Festnetzanschlüsse auf VoIP-Technik umstellen (All-IP). Im Zuge dessen müssen alle Kunden neue Geschäftsbedingungen akzeptieren, in denen auch die DSL-Drosselung enthalten ist. Bisher war nur die Rede davon, dass die Obergrenzen für den monatlichen Datenverkehr ab 2. Mai für Neukunden gelten.

Noch fraglich ist, wie hoch das Datenlimit in fünf Jahren ausfallen wird. Den seit heute gültigen Geschäftsbedingungen zufolge drosselt die Telekom den DSL-Zugang bei einem 16-MBit/s-Anschluss nach 75 GByte Verbrauch bis zum Ende des Abrechnungszeitraums auf 384 KBit/s. Wer dann weiterhin schnell surfen will, muss zuzahlen. Bei Anschlüssen mit 50, 100 und 200 MBit/s liegt die Obergrenze bei 200, 300 und 400 GByte.

Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme (Bild: Telekom)

„Wer weiß, wie die Datengrenzen 2018 aussehen werden? Wir leben in einer sehr dynamischen Branche“, sagte Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom, gegenüber der Zeitung Die Welt. Wer heute unterstelle, dass die aktuellen Allgemeinen Geschäftsbedingungen in fünf Jahren für alle Breitbandkunden gelten, kenne die Telekommunikationsbranche schlecht. „Ich gehe diesen Versuch, den Status quo auf 2018 anzuwenden, nicht mit. In fünf Jahren, wenn wir das alte Netz abschalten wollen, werden wir in einer Internetwelt mit höheren Zugangsgeschwindigkeiten, neuen Partnerschaften, neuen Geschäftsmodellen, neuen Tarifen leben.“

Eine Abkehr von den von Kunden und Politik kritisierten Drosselungsplänen schloss van Damme kategorisch aus. „Für uns ist das Thema zu wichtig, als dass wir zurückrudern könnten“, sagte er. In der aktuellen Debatte werde gerne übersehen, dass sich faktisch frühestens 2016 etwas ändere. Gleichzeitig betonte van Damme, es sei nur fair, dass diejenigen mehr zahlten, die das Netz am stärksten nutzten. „Wer den Wasserhahn ständig laufen lässt, bezahlt auch mehr als Otto Normalverbraucher.“

Auch Telekom-Vorstandschef René Obermann hatte die Pläne seines Unternehmens zur DSL-Drosselung vergangene Woche verteidigt. Begriffe wie Netzneutralität und Sicherstellung von Wettbewerb würden in der Debatte „dahingehend missbraucht, einen Flatrate-Anspruch auf unbegrenztes Datenvolumen im Internet zu zementieren“, führte er aus. Die meisten Kunden seien von der Preisänderung gar nicht betroffen.

Kritik gibt es vor allem daran, dass die Telekom den von seiner IPTV-Plattform „Entertain“ verursachten Datenverkehr nicht auf das in den neuen Tarifen enthaltene Highspeed-Volumen anrechnen will. Dadurch bevorzuge der Konzern eigene Dienste und benachteilige Wettbewerber, so der Vorwurf. Diesen will van Damme jedoch nicht gelten lassen. Man führe bereits Gespräche mit Inhalte-Anbietern, die ihr Angebot ebenfalls nicht auf das Datenvolumen angerechnet haben möchten. „Wir wollen diese Möglichkeiten diskriminierungsfrei anbieten, das heißt, wir reden mit jedem über diese Modelle, der sich bei uns meldet“, stellte der Telekom-Deutschlandchef gegenüber Welt klar.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hatten mehrfach betont, dass Wettbewerbsbehörden die weitere Entwicklung „unter dem Aspekt der Netzneutralität sehr sorgfältig verfolgen“. Brüssel werde hingegen nicht gegen die Drosselungspläne der Telekom vorgehen, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Unzufriedenen Kunden riet sie, sich gegen die Drosselung zu wehren, indem sie „mit den Füßen abstimmen“.

Diesen indirekten Aufruf zu einer Kündigungswelle hält Malte Götz für wenig sinnvoll, da viele Menschen, gerade auf dem Land, keine große Auswahl zwischen Internetanbietern haben. Der 18 Jahre alte Gymnasiast hatte Anfang vergangener Woche eine Online-Petition gegen die geplante DSL-Bandbreitenbeschränkung gestartet, die ihr ursprüngliches Ziel von 150.000 Unterzeichnern bereits erreicht hat. Nun sollen 200.000 Unterschriften zusammenkommen, um die Telekom doch noch zum Umdenken zu bewegen.

ZDNet.de Redaktion

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