Larry Page: Wir sollten uns auf Innovationen konzentrieren

Google-CEO Larry Page hat auf der jährlichen Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco eine über dreistündige Ansprache gehalten. Es stellte dabei weniger Produkte heraus, sondern skizzierte seine optimistische Vision neuer Technologien, die das Leben erleichtern. „Technologie sollte die anstrengende Arbeit erledigen, damit die Menschen sich den Dingen zuwenden können, die sie am glücklichsten machen in ihrem Leben“, sagte er. Bislang seien erst ein Prozent der technologischen Möglichkeiten ausgeschöpft.

Page sprach mit leiser Stimme vor 6000 Softwareentwicklern und Unternehmern. Er hatte eben erst enthüllt, dass ihn eine Stimmbandlähmung zwischenzeitlich an öffentlichen Auftritten hinderte. Wiederholt drückte er seine Ungeduld über Hemmnisse des technologischen Fortschritts aus und sparte auch nicht mit deutlichen Seitenhieben auf Konkurrenten, nahm insbesondere Microsofts ins Visier. „Geld ist für sie wichtiger als Zusammenarbeit“, sagte er über Oracle, das Google wegen angeblicher Copyright- und Patentverstöße verklagt hatte.

Google-CEO Larry Page (Bild: James Martin / CNET.com)

„Wir sollten große Dinge tun, die es zuvor nicht gab“, sagte Page. Es gebe aber einige Firmen, die zu sehr von Negativität und dem Streben geprägt seien, andere zu übertrumpfen. „Jede Geschichte, die ich über Google lese, handelt von uns gegen eine andere Firma oder ähnlichem Unsinn. Mit Negativität erreichen wir keinen Fortschritt. Die wichtigsten Dinge sind keine Nullsummenspiele. Es gibt so viele Chancen da draußen.“

Der Google-Chef kritisierte insbesondere Microsoft dafür, Google zum eigenen Nutzen „melken“ zu wollen. Es habe Googles Angebot für Interoperabilität genutzt, um den Nutzern von Outlook.com Zugang zu Google Chat zu geben, aber umgekehrt Google-Chat-Nutzern den Zugang zu den Outlook-Anwendern verwehrt. Interoperabilität sei erforderlich und nicht das Bestreben einzelner Firmen, „die übrigen zu melken“.

Das Web entwickelt sich laut Page nicht so schnell, wie es sollte. „Wir haben sicher mit Firmen wie Microsoft zu kämpfen gehabt … Wir würden gerne mehr offene Standards sehen und hoffen darauf, dass sie von mehr Teilnehmern unterstützt werden.“ Seiner Ansicht nach sollten Entwickler nicht mehr für ein bestimmtes Betriebssystem schreiben müssen, sondern sich auf das Schreiben von Apps über den zugrundeliegenden Ebenen konzentrieren können.

Für Verärgerung bei Google sorgte auch eine von Microsoft überarbeitete Youtube-App für Windows Phone 8, da sie zwar den Download von Videos ermögliche, aber gleichzeitig die enthaltene Werbung blockiere. Mit einer Unterlassungserklärung verlangte Google daher, die App zurückzuziehen. Microsoft-Sprecher Frank Shaw sieht darin einen Widerspruch zu den Aussagen von Larry Page: „Angesichts der Entscheidung seiner Firma ist es ironisch, dass Larry heute seine Stimme in der Diskussion um Interoperabilität erhebt.“

Immer wieder brachte der Google-CEO auch seine Ungeduld über eine ausgebremste, aus seiner Sicht zu langsame technologische Entwicklung zum Ausdruck. „Es gibt viele, viele spannende und wichtige Dinge, die wir tun können, aber doch nicht tun können, weil sie gesetzlich untersagt oder durch Regulierung nicht zugelassen sind“, sagte er. „Als Technologen sollten wir sichere Orte haben, an denen wir neue Dinge erproben sowie ihre Auswirkungen auf die Menschen und die Gesellschaft herausfinden können, ohne sie gleich in der normalen Welt umsetzen zu müssen. Die Leute, die diese Art von Dingen mögen, könnten dorthin gehen und experimentieren.“

[mit Material von Dan Farber, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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