Steuerschlupflöcher: Eric Schmidt sieht Verantwortung bei britischer Regierung

Google-Chairman Eric Schmidt hat sich in einem Interview mit der BBC erneut zu den niedrigen Steuerzahlungen seines Unternehmens geäußert. Die im Vereinigten Königreich geführte Debatte zu diesem Thema „verblüffe“ ihn. Google zahle die „gesetzlich geforderten“ Steuern. Die Verantwortung für das britische Steuerrecht trage allein die Regierung des Landes.

„Wenn das britische System die Steuergesetze ändert, dann werden wir sie einhalten“, sagte Schmidt. „Wenn die Steuern steigen, dann werden wir mehr zahlen, wenn sie fallen, dann werden wir weniger zahlen. Das ist eine politische Entscheidung der Demokratie des Vereinigten Königreichs.“

Schmidt argumentiert, es sei am Gesetzgeber, die Steuerschlupflöcher zu stopfen, statt einzelne Unternehmen zum Sündenbock zu machen, die lediglich innerhalb des Systems agierten. „Was wir machen, ist legal“, so Schmidt weiter. „Ich sehe Steuern nicht als freiwillig an. Ich meine, man sollte die Steuern zahlen, zu denen man rechtlich verpflichtet ist.“

Die britische Steuerbehörde HM Revenue and Customs (HMRC) prüft derzeit Googles Steuerzahlungen. Von einem Umsatz von rund 3 Milliarden Pfund führte das Unternehmen im vergangenen Jahr nur rund 7,3 Millionen Pfund an den Fiskus ab.

Die geringe Steuerlast erreicht der Suchkonzern, weil er seine Geschäfte in Großbritannien von Irland aus betreibt. Die britische Niederlassung erhält für ihre Arbeit eine Umsatzprovision von zehn Prozent, die abzüglich der Kosten britischem Steuerrecht unterliegt. Alle Gewinne werden jedoch in Irland und nicht im Vereinigten Königreich versteuert.

Vor rund einem Monat verteidigte Schmidt die Steuerpraktiken zudem mit Googles umfangreichen Investitionen in Großbritannien. Sein Unternehmen unterstütze mit seinen Diensten zahlreiche Start-ups in dem Land und es spiele eine wichtige Rolle beim Ausbau des E-Commerce. Großbritannien sei aber auch ein wichtiger Markt für Google selbst, räumte Schmidt ein.

Neben Google stehen auch Facebook, Amazon und Ebay in der Kritik, weil sie nur sehr geringe Steuern in Großbritannien bezahlen. Amazon betreibt sein Europageschäft beispielsweise von Luxemburg aus, wo die Unternehmenssteuersätze ebenfalls deutlich niedriger sind als in anderen EU-Ländern. Das Public Accounts Committee (PAC), das die Ausgaben der britischen Regierung kontrolliert, fordert deswegen schon länger von der HMRC ein schärferes Vorgehen gegen multinationale Konzerne, die rechtliche Schlupflöcher nutzen, um ihre Steuerlast zu minimieren.

[mit Material von Andrea Petrou, TechEye.net]

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

1 Tag ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

4 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

5 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

5 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

5 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

6 Tagen ago