Apple-Mitgründer Steve Wozniak hat deutlich gemacht, dass er Apples Steuerpraktiken für sehr fragwürdig hält. „Die Kritik an Apples Steuerpraktiken ist meiner Meinung nach äußerst berechtigt, aber meine Erklärung dafür ist ziemlich lang und nicht ganz einfach“, sagte er gegenüber dem Sender Sky News.
Seine Äußerungen fielen beim European Business Innovation Centre Network Congress in der nordirischen Stadt Londonderry – und damit in dem Land, dessen Steuerschlupflöcher Apple so effektiv nutzte, dass es einen Unterausschuss des US-Senats auf den Plan rief. Die Politiker werfen dem iPhone-Hersteller massive Steuerflucht vor. Er soll Unternehmensstrukturen aufgebaut haben, die es ihm erlauben, so zu agieren, als sei er nirgends ansässig. Als Folge zahle Apple fast keine Unternehmenssteuern auf seine im Ausland erwirtschafteten Gewinne.
„Apple hat wohl die Methoden gesehen und sich gesagt: ‚Oh mein Gott, wir müssen es so machen, damit wir unsere Gewinne maximieren können'“, führte Wozniak aus. Das erinnere ihn an ihm bekannte Anwälte, die in Kalifornien tätig sind, aber vorgeben, in Nevada zu leben, um die Einkommenssteuern ihres Staates zu vermeiden. „Das ist moralisch falsch. Auf einer persönlichen Ebene wissen wir immer, wenn etwas falsch ist. Für ein Unternehmen aber gibt es nicht so etwas wie eine persönliche Moral. Es ist vielmehr so, dass man alles unternimmt, jede mögliche Methode anwendet, um die eigenen Gewinne zu maximieren.“
Wozniak erklärte, er habe Apple mit gegründet, um „dem kleinen Mann bessere Chancen zu geben“. Es sei „wirklich nicht gerecht“, dass die Steuerbehörden Unternehmen anders behandeln als Menschen. Die Menschen würden nicht nach ihren Gewinnen besteuert, sondern nach ihrem Einkommen, und das führe letztlich zu einer grundlegenden Ungerechtigkeit. „Deshalb werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer.“
Apple-CEO Tim Cook hingegen wies bei einer Anhörung vor dem US-Senat Vorwürfe der Steuerflucht zurück. Er forderte gleichzeitig eine „radikale Vereinfachung der Körperschaftssteuer“ – und will damit offenbar stark reduzierte Steuern für multinationale Unternehmen erreichen, wenn sie Auslandsgewinne in die USA zurückführen.
[mit Material von Chris Matyszczyk, News.com]
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