Verbrauchsmaterial in Firmen: zwei Alternativen zu Originaltoner

Für Tintenpatronen gibt es eine Vielzahl von Anbietern kompatiblen Verbrauchsmaterials. Sie werden von den Druckerherstellern mit allen möglichen Mitteln – technischen und rechtlichen – bekämpft, haben sich aber dennoch vor allem bei privaten Verbrauchern ihre Nische erarbeitet.

Bei Toner war die Anbieterlandschaft von kompatiblen Supplies vor allem für die in Firmen verwendeten Geräte bisher wesentlich unbedeutender. Das könnte sich jetzt ändern: Sowohl Xerox als auch Katun wollen ihr Geschäft mit kompatiblem Verbrauchsmaterial für Laserdrucker und -multifunktionsgeräte deutlich ausbauen.

Unter der Marke Responsible bietet Xerox wiederbefüllte Tonerkartuschen für eine Vielzahl von Geräten anderer Hersteller an (Bild: Xerox).

Der Name Xerox bedarf in diesem Zusammenhang wohl keiner Erläuterung, ist das Unternehmen doch kürzlich von Quocirca zum vierten Mal in Folge als weltweiter Marktführer für Managed Print Services ermittelt worden. Die entsprechende Studie vom Mai 2013 bestätigt auch die Trends aus einer anderen Untersuchung, die letzte Woche vom deutschen Institut DokuLife aus München veröffentlicht wurde: Mobiles Drucken von Smartphones und Tablet ist auf dem Vormarsch, und die Anwender erwarten von MPS zunehmend noch mehr, als lediglich die Konsolidierung der Druckerflotten und der damit verbundenen Kosten.

Bei Katun ist das etwas anders. Der Name ist im Druckerumfeld weitgehend unbekannt, obwohl das amerikanische Unternehmen beileibe kein Neuling in Sachen Toner ist. 1979, also vor über 30 Jahren gegründet, ist Katun weltweit der größte Anbieter von kompatiblem Toner, Zubehör und Ersatzteilen für A3-Kopierer und Multifunktionssysteme. Diese werden vom autorisierten Fachhandel fast ausschließlich im Rahmen des Services für installierte Maschinen in Mietverträgen eingesetzt.

Erst im März würdigte Katun die Tatsache, dass mittlerweile die stolze Menge von 25 Milliarden Farbseiten mit den eigenen Tonern bedruckt wurden, mit einer ganzseitigen Anzeige im Wall Street Journal. Außerdem wurde der Internet-Auftritt kürzlich runderneuert und die Website ist seit wenigen Tagen auch als deutsche Version verfügbar.

Auch wenn die Botschaft in beiden Fällen sehr ähnlich lautet, es werden schließlich für mehrere Gerätetypen Toner angeboten, unterscheiden sich die beiden Angebote doch grundlegend. Xerox bietet unter dem Label „Responsible“ wiederbefüllte und aufbereitete Toner-Kartridges an, während Katun mit der Marke „MediaSciences“ Neuware auf den Markt bringt.

Das Alternativangebot von Xerox

Das Angebot von Xerox umfasst Produkte für Geräte von Brother, Canon, Epson, HP, IBM, Konica Minolta, Kyocera, Lexmark, Oki und Panasonic. Neben schwarzem werden auch farbige Toner angeboten und Xerox verweist ausdrücklich auf die dem Original-Toner entsprechende Reichweite bei bis zu 50 Prozent Kostenersparnis.

René-Marc Bühl, Sales Manager XRC Experts DACH bei Xerox Document Supplies

Dabei verwendet Xerox mehr als 90 Prozent der Originalteile, was Herstellungskosten und Abfallmenge reduziert, und betont so neben der bewährten Qualität des eigenen Toners auch die Umweltfreundlichkeit der Produkte. Bei der Fertigung werden die leeren Kartridges nach einem ISO-9001-zertifiziertem Verfahren getestet und Komponenten, die diesen Test nicht bestehen, ausgetauscht. Außerdem gewährt Xerox zwei Jahre Garantie auf jede Kartusche.

„Wir fertigen die Kartuschen der Responsible-Serie auf Basis derselben hohen Qualitätsansprüche, die für alle Produkte von Xerox gelten“, erläutert René-Marc Bühl, Sales Manager XRC Experts DACH bei Xerox Document Supplies. „Somit können sich Anwender darauf verlassen, dass sich die Produkte durch hohe Qualität, Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit ausweisen.“

Die Responsible-Toner von Xerox sind über die Distributoren Also Actebis, Systeam und Open Storage AG, sowie über autorisierte Xerox-Fachhandelspartner erhältlich. Das Angebot richtet sich explizit an MPS-Anbieter und Unternehmen, die große Druckerflotten mit Systemen unterschiedlicher Hersteller verwalten.

Das Alternativangebot von Katun

Anders die Neuware von Katun: MediaSciences-Toner sind laut aktueller Firmeninformationen für Systeme folgender Anbieter erhältlich: Brother, Canon, Dell, HP, Konica Minolta, Kyocera, Lanier, Lexmark, Oki, Ricoh, Samsung, Sharp, Savin, Toshiba und auch Xerox.

Katun versteht sich dabei als Lieferant hochwertiger Alternativprodukte, deren Laufleistung mindestens der der Originalprodukte entspricht und die sich durch ihre Druck- und Farbqualität auszeichnen. Das wird durch die zweijährige Garantie unterstrichen. Die Verkaufspreise liegen dabei zwischen 25 und 30 Prozent unter denen der Druckerhersteller. Erhältlich sind die Produkte laut Anbieter über autorisierte Distributoren im Büro-, IT- und Elektronik-Handel.

Herbert Gerlach, Technischer Leiter bei Katun Deutschland

Zudem bietet Katun für den Handel ein eigenes Programm für Managed Print Services inklusive Flottenmanagement an, wie auch ein Rücknahme- und Recycling-System. „Das Katun Dealer-Fleet-Management-Programm ist ein eigenes herstellerunabhängiges System, mit dem sich rund 94 Prozent aller am Markt verfügbaren Systeme verwalten lassen. Das Katun Flottenmanagement unterstützt unsere Fachhandels-Partner bei der Optimierung der Vertriebs- und Service Organisation durch die Lieferung vollständiger und aktueller Daten über den betreuten Maschinenpark der Kunden, so Herbert Gerlach, Technischer Leiter bei Katun Deutschland.

Katun liefere dazu hochwertige und kostengünstige Verbrauchsmaterialien und Ersatzteile. „Unsere Zielsetzung ist es, mit der Lösung auch entsprechende Kostenoptimierungen für den Endkunden zu realisieren und dem Handel eine möglichst hohe Flexibilität einzuräumen“, so Gerlach weiter. Mit den MediaSciences-Tonern rundet Katun das eigene Sortiment ab, indem nun auch Supplies für A4-Systeme angeboten werden.

Neben diesen reinen Fakten sind natürlich auch die Hintergünde der neue Angebote von zwei Global Playern interessant. Katun hat Ende 2010 mit MediaSciences das Tonergeschäft der Media Sciences International gekauft. Das US-Unternehmen entwickelt und produziert seit über 15 Jahren Toner für eine Vielzahl von Druckermodellen und Katun hat sich so auf einfachem Wege Fachwissen über neue Geräteklassen ins Haus geholt.

Nach zwei Jahren Integration ist es nun so weit und Katun geht mit MediaSciences als neuer Produktlinie im Toner-Markt an den Start. Wie erfolgreich das funktioniert, wird sich zeigen müssen. Immerhin – prüft man dies bei populären Portalen für Preisvergleiche, findet man Teile des Sortimentes auf dem deutschen Markt bereits verfügbar.

Katun hat Ende 2010 das Tonergeschäft der Media Sciences International gekauft und geht damit jetzt als neue Produktlinie im Toner-Markt an den Start (Bild: Katun).

Auf jeden Fall sind sie in Katuns MPS-Programm integriert. Kunden, die bisher Kopierer-Supplies von Katun bezogen haben, können dies von nun an auch mit Tonern für Drucker und Multifunktionsgeräten tun. Katun hat also ohne großes Risiko ein bestehendes Geschäft übernommen, integriert es in sein System und sein MPS-Programm und erweitert so problemlos das eigene Lösungs- und Produktportfolio.

Fazit und Ausblick

Bei Xerox kann man sich fragen, wieso das Unternehmen angefangen hat, leere Tonerkartuschen zu sammeln. Wahrscheinlich ist, dass sich beim weltweit größten MPS-Anbieter das Leergut einfach angesammelt hat. Und zwar so viel davon, dass es sich gelohnt hat, den vermeintlichen Abfall aufzubereiten und als frisch befüllte Tonerkartridges wieder zu verkaufen.

Für eine begrenzte Anzahl von Modellen von Brother, HP, Kyocera und Lexmark bietet Xerox schon seit 1997 neue Tonerkartuschen an, für die mit einem bis zu 25 Prozent geringeren Anschaffungspreis bei teilweise gleichzeitig höherer Reichweite geworben wird. Dabei nutzt Xerox das eigene Renommee als Hersteller, wie der Slogan „Die OEM Alternative zum OEM-Produkt“ zeigt.

Bei heterogenen Druckerflotten kann der MPS-Marktführer seinen Kunden nun für eine große Zahl gemanagter „Fremd“-Geräte Original Xerox-Toner anbieten. So wird nicht nur Umsatz im Wettbewerb mit anderen Druckerherstellern, sondern auch im Wettbewerb mit Drittanbietern generiert. Anders als Katun betritt Xerox das neue Marktsegment nicht mit einem Zukauf, sondern entwickelt das Geschäft aus der bestehenden Situation, indem die eigene Marktposition nutzbringend eingesetzt wird.

Beide Unternehmen haben ihre Marktpräsenz um ein Feld erweitert und nun bleibt abzuwarten, ob sich die getätigten Investitionen auszahlen. Da jedoch Xerox wie auch Katun sich auf bekanntem Terrain bewegen, ist dies sehr wahrscheinlich.

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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