Gesetzentwurf: EU fordert höhere Strafen für Cyberkriminelle

Cyberkriminellen drohen in der Europäischen Union künftig höhere Strafen. Wie Computerworld berichtet, hat der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) des Europäischen Parlaments einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschiedet. Er sieht Haftstrafen von mindestens zwei Jahren vor.

Kriminellen, die für Angriffe auf kritische Infrastrukturen wie Kraftwerke, Transportsysteme oder Regierungsnetzwerke verantwortlich sind, drohen mindestens fünf Jahre Gefängnis. Dasselbe gilt, wenn ein Angriff nicht von einer Einzelperson, sondern von einer kriminellen Vereinigung durchgeführt wurde oder wenn schwere Schäden verursacht wurden.

Der Entwurf soll Computerworld zufolge Regularien ersetzen, die seit 2005 gelten. Neu ist, dass künftig auch die Hintermänner von Botnetzen mit einem Freiheitsentzug von mindestens drei Jahren bestraft werden sollen. Das neue Gesetz enthält aber auch Auflagen für Polizei und Justizbehörden. Sie müssen beispielsweise innerhalb von acht Stunden auf dringende Anfragen reagieren. Dadurch soll der Informationsaustausch verbessert werden.

Der Entwurf entspricht allerdings nicht den Vorstellungen aller Politiker. Die Grünen lehnen ihn ab, weil darin nicht zwischen unterschiedlichen Arten von Angriffen und Hackern unterschieden wird.

„Leider hat die Mehrheit im Europäischen Parlament heute einseitig die Kriminalisierung von Hackerangriffen vorangetrieben, ohne dabei dringend gebotene Differenzierungen bei der Strafbarkeit sowie relevante Forderungen für echte IT-Sicherheit aufzunehmen“, schreibt der Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht auf seiner Website. Alle bisher eingeführten Verschärfungen des Strafrechts hätten laut Europol und der IT-Sicherheitsindustrie die Probleme nicht gelöst. Die Top-Verbrecher könnten ihre Spuren verwischen und bei Angriffen von Drittstaaten sei das Strafrecht wirkungslos.

„Immer wieder werden stattdessen tüftelnde Jugendliche oder Hersteller von Test-Software zur IT-Sicherheit kriminalisiert, die bislang als Immunsystem des Internets eine wichtige Funktion haben“, ergänzte Albrecht. „Das Grundproblem wird nicht angegangen: Hard- und Softwarehersteller müssen auch weiterhin nicht für Produktmängel haften und haben somit keinerlei Anreize, in sicherere Systeme zu investieren.“

Die deutsche EU-Abgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) lobte in ihrer Eigenschaft als Berichterstatterin des Europaparlaments die Einführung eines „einheitlichen Strafmaßes für groß angelegte Angriffe auf IT-Systeme“. Über die Richtlinie gebe es bereits eine Einigung mit den EU-Mitgliedstaaten.

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

6 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

1 Tag ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago