iRadio: Apple schließt Abkommen mit Sony

Nach langem Hinhalten hat auch Sony ein Abkommen mit Apple getroffen, das dessen lange geplanten Streamingdienst für Musik ermöglicht. Apple hat damit praktisch alle großen Musiklabels und Musikverlage an Bord. Die Ankündigung des Dienstes, der vermutlich iRadio heißt, ist schon während der Worldwide Developers Conference (WWDC) zu erwarten, die am 10. Juni in San Francisco beginnt.

Zuerst konnte sich Apple mit Universal Music einigen, dem weltweit größten Musiklabel – es steht allerdings noch eine Vereinbarung mit dessen Musikverlag aus oder wurde noch nicht öffentlich gemacht. Erst vor wenigen Tagen erfolgte die Unterzeichnung eines Lizenzvertrags mit Warner Music und dessen Musikverlag Warner Chappell. Am Freitag schließlich kam es zur Einigung mit Sony Music und damit dem letzten der drei großen Labels, auf die Apple angewiesen war.

Noch etwas länger und härter verhandelte Sony/ATV, das im gemeinsamen Besitz von Sony und den Erben Michael Jacksons ist. Als größter US-Musikverlag kontrolliert es auch den umfangreichen Katalog von EMI Music Publishing und hält das Copyright an rund zwei Millionen Titeln, die von Beach Boys und Beatles bis zu Lady Gaga und Taylor Swift reichen. Aber auch Sony/ATV konnte sich inzwischen mit Apple einigen, wie ein Sprecher des Unternehmens gegenüber News.com bestätigte.

Der letzte Streitpunkt in den Verhandlungen entstand laut Billboard dadurch, dass Sony auch für Songs bezahlt werden wollte, die von den Nutzern schon nach kurzem Anhören übersprungen werden. Gegenstand der langwierigen Verhandlungen war zuvor der Preis, der für jeden gestreamten Song zu zahlen ist. Apple bot zunächst nur 6 US-Cent für 100 gestreamte Songs, soll Branchenbeobachtern zufolge nun aber zwischen 12,5 und 16 US-Cent bezahlen müssen.

Gerangelt wurde außerdem um den Anteil der Musikfirmen an den Werbeeinnahmen, mit denen Apple den Streamingdienst finanzieren will. Apple bot zunächst offenbar nur 4,1 Prozent seiner Werbeeinnahmen an, während Manager der Musikbranche an 10 bis 15 Prozent dachten. Der iPhone-Hersteller soll schließlich 10 Prozent geboten und damit die Einigung erreicht haben. Er will die Nutzer zudem durch einen einfachen Button zum Kauf der Songs über iTunes animieren – die Labels wiederum erhalten 70 Prozent der Einnahmen von jedem über iTunes verkauften Song.

Informanten zufolge wird Apples kostenloser Streamingdienst sehr ähnlich wie Pandora ausfallen. Es biete den Nutzern aber mehr Kontrolle über die abgespielten Songs als andere Webradios. Es seien besondere Features zu erwarten wie die Möglichkeit, zurück zum Anfang eines Songs zu springen. Nicht zu erwarten sind jedoch volle On-Demand-Dienste, wie sie Spotify als Abodienst bietet.

Zum Verhandlungsdruck auf Apple trug der Erfolg des führenden Internetradios Pandora bei, das inzwischen über 70 Millionen aktive Nutzer verfügt. Auch Spotify gewinnt an Zugkraft, und Google soll neben seinem bereits eingeführten Musikstreaming-Dienst Google Play Music All Access einen ähnlichen Dienst für YouTube planen.

[mit Material von Paul Sloan, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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