Informant Snowden machte 2006 noch Witze über NSA-Überwachung

Internationale Medien haben die von Edward Snowden im Internet hinterlassenen Spuren verfolgt. Der 29-Jährige, der letzte Woche das Schnüffelprogramm PRISM des Geheimdiensts NSA öffentlich gemacht hatte, war demnach vor allem in den Foren von Ars Technica aktiv. Unter dem Benutzernamen „TheTrueHOOHAH“ spottete er dort etwa noch 2006, Microsofts Spielkonsole Xbox 360 sei „das neueste Überwachungsprogramm der NSA“.

Edward Snowden (Screenshot: News.com, via The Guardian)

Eine Zusammenfassung von Snowdens Posts und eingestellte Bilder finden sich bei Ars Technica selbst. Reuters hat außerdem Profilinformationen von einer mittlerweile gelöschten Site namens Ryuhana Press zusammengetragen.

Die Mehrzahl der Beiträge ist wenig bemerkenswert; sie beschäftigen sich erwartungsgemäß überwiegend mit IT. Im Zusammenhang mit Cisco-Hardware und Abhörmaßnahmen schrieb TheTrueHOOHAH aber einmal: „Es macht mich betroffen, wie wenig solches Verhalten von Firmen Menschen außerhalb technisch interessierter Kreise stört. Die Gesellschaft scheint sich solchen schauerlichen Gestalten bedingungslos zu unterwerfen.“

Einmal schrieb der jetzt als Edward Snowden identifizierte User, er besitze eine Schusswaffe, eine Walther P22, die er sehr liebe. Zwar erwarte er nicht, in Kampfhandlungen verwickelt zu werden, könnte aber notfalls „zehn kleine Löcher in die wichtigen Teile eines Eindringlings“ machen. Er spielte auch Airsoft, ein Paintball ähnliches Spiel mit realistisch wirkenden Schusswaffen.

Snowden soll unter anderem als technischer Assistant für den Auslandsgeheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) gearbeitet haben. Die Zeitung Guardian machte die Identität des Whistleblowers am Wochenende auf dessen eigenen Wunsch publik. Er hat sich zuletzt in Hongkong aufgehalten, gilt aber neuerdings als vermisst.

Snowden war laut Guardian 2003 in die US-Armee eingetreten und nahm an einem Trainingsprogramm für Spezialeinsatzkräfte teil. Danach habe er als Wachmann für die NSA gearbeitet. 2007 habe ihn die CIA nach Genf geschickt. Dort sei er für die Sicherheit eines Computernetzwerks verantwortlich gewesen und habe Zugriff auf eine Vielzahl von Geheimdokumenten gehabt. „Vieles von dem, was ich in Genf gesehen habe, hat mich darüber desillusioniert, wie meine Regierung funktioniert und welche Bedeutung sie in der Welt hat. Ich habe begriffen, dass ich Teil von etwas war, das mehr Schaden anrichtet als Gutes tut.“ 2009 habe er die CIA verlassen und sei in die Privatwirtschaft gewechselt, hieß es weiter in dem Guardian-Bericht.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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