Edward Snowden hat sich erneut zu Wort gemeldet. Der Amerikaner, der dem britischen Guardian letzte Woche die Existenz des Online-Überwachungsprogramms PRISM offenbarte, nutzte diesmal die South China Morning Post als Plattform. Ihr sagte er, die National Security Agency (NSA) habe in den letzten Jahren über 61.000 Hackerangriffe auf China durchgeführt.
„Wir hacken Internet-Infrastruktur – beispielsweise große Internet-Router -, die uns Zugang zur Kommunikation von hunderttausenden Computern geben, ohne dass wir jeden einzelnen hacken müssten“, sagte Snowden im Rahmen eines einstündigen Interviews an geheimer Stelle in Hongkong. Er nahm auch zu seiner eigenen Situation Stellung: Die USA üben nach seiner Darstellung Druck auf Hongkong aus, ihn auszuliefern, aber das geltende Gesetz der Sonderverwaltungszone schütze ihn.
Snowden war am 20. Mai von Hawaii nach Hongkong geflohen. „Leute, die glauben, meine Wahl Hongkongs sei ein Fehler gewesen, verstehen meine Absichten falsch. Ich bin nicht hier, um mich vor der Justiz zu verstecken, ich bin hier, um kriminelle Handlungen aufzudecken.“ Er habe Vertrauen in Hongkong und wolle dort gerne bleiben.
Die USA weisen seit Jahren lautstark auf von der chinesischen Regierung geförderte Hackerangriffe auf Behörden und Firmen hin. Die Sicherheitsfirma Mandiant konnte dieses Jahr schon Angriffe auf über 100 US-Firmen mit der Volksbefreiungsarmee – dem chinesischen Militär – in Verbindung bringen. Zu US-Angriffen auf China gab es nur vereinzelte Andeutungen der Gegenseite; konkrete Indizien oder gar Beweise hat China nie vorgelegt.
Ausgerechnet Verizon, dessen sämtliche Kommunikationsdaten die NSA laut der ersten Guardian-Veröffentlichung vom 5. Juni im Rahmen von PRISM speichert, hat erst im April behauptet, 96 Prozent der von ihm im letzten Jahr beobachteten Cyberspionage-Kampagnen hätten ihren Ursprung in China. Jede fünfte davon lasse sich überdies mit der chinesischen Regierung in Verbindung bringen.
[mit Material von Tom Brewster, TechWeekEurope.co.uk]
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