EU-Kommissarin Neelie Kroes: "Die kommenden zwei Jahre sind für die Neuordnung der weltweiten Internet-Governance entscheidend. Europa muss dazu beitragen, dass ein glaubwürdiger Weg hin zu einer globalen Internet-Governance gefunden wird. Europa muss eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht zu bestimmen, wie das künftige Internet aussehen wird."
Die Kommission der Europäischen Union ist der Empfehlung von der Kommissarin für die Digitale Agenda Neelie Kroes gefolgt und hat für eine Abschaffung von Mobilfunk-Roaminggebühren innerhalb der Union entschieden. Das berichtet beispielsweise der britische Daily Telegraph. Die Gebühren müssen ab 1. Juli kommenden Jahres entfallen.
Wie das im Detail funktionieren soll, müssen die 27 Kommissare und ihre Mitarbeiter in den nächsten Wochen erst noch festlegen. So ist schließlich nicht jeder Netzbetreiber in jedem Land vertreten. Telefoniert ein Kunde aber im Ausland bei einem anderen Provider, muss der Betreiber des genutzten Netzes in irgendeiner Weise vergütet werden – auch dann, wenn der Endkunde eine Flatrate gebucht hat und sich die Gebühr nicht einfach prozentual aufteilen lässt.
Insgesamt erwartet die EU-Kommission kurzfristige Einbußen für Netzbetreiber im Bereich von zwei Prozent. Langfristig werde aber das Vertrauen und damit die Nutzung der Geräte zunehmen, was den Umsatz insgesamt antreiben werde, prognostiziert Brüssel.
Kroes hatte sich Ende Mai in einer Rede für das Ende der Roaminggebühren stark gemacht. Sie wolle digitale Barrieren abbauen, Mobilität und digitale Kultur in Europa fördern, sagte sie. Ob ihr dies in den verbleibenden zwei Jahren ihrer Amtszeit gelingen würde, galt aber nicht gerade als sicher. Erst im Januar hatte die EU-Kommission in Bezug auf die Netzneutralität einen Rückzieher gemacht und angekündigt, der Markt müsse selbst darüber entscheiden.
„Der Markt“ hatte sich aber auch gegen den Wegfall der Roaminggebühren ausgesprochen. Vor allem die Branchenverbände GSMA und ETNO äußerten sich ablehnend. Ein einheitlicher Mobilfunkmarkt, den Kroes als Grundlage für die Abschaffung der Roaminggebühren ansieht, könne nicht durch zusätzliche regulatorische Auflagen errichtet werden. Die vorhandenen Regularien seien unberechenbar und ein Grund für die fehlende Investitionsbereitschaft in Europa.
In der Europäischen Union gibt es derzeit rund 100 Mobilfunknetzbetreiber. Der Wegfall der Roaminggebühren dürfte die ohnehin fortschreitende Konsolidierung des Markts noch verstärken.
[mit Material von Peter Judge, TechWeekEurope.co.uk]
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