Bericht: Skype machte US-Behörden schon vor Jahren das Abhören leicht

Der inzwischen von Microsoft übernommene Kommunikationsdienst Skype arbeitet angeblich schon weit länger als bisher vermutet mit Geheimdiensten und Ermittlungsbehörden zusammen. Nach einem Bericht der New York Times erkundete das Unternehmen schon vor rund fünf Jahren mit seinem eigenen Geheimprogramm „Project Chess“ die rechtlichen und technischen Voraussetzungen, um auch Telefonate über Skype für die Behörden abhörbar zu machen.

Die Zeitung beruft sich auf Personen, die über das Programm unterrichtet wurden. Sie wollten jedoch nicht namentlich genannt werden, um Probleme mit den Geheimdiensten zu vermeiden. Das der Öffentlichkeit bisher nicht bekannte Programm sei auf weniger als ein Dutzend Mitarbeiter im Unternehmen beschränkt gewesen. Es sei nach Gesprächen zwischen dem Unternehmen und der Regierung über rechtliche Fragen initiiert worden. Skype gehörte damals noch zu Ebay, wurde 2009 an Investoren veräußert und im Oktober 2011 von Microsoft zum Preis von 8,5 Milliarden Dollar übernommen.

Dem früheren NSA-Mitarbeiter Edward Snowden zufolge schloss sich Skype im Februar 2011 dem Überwachungsprogramm PRISM an. Nach den Informationen der Times suchte und fand Skype jedoch schon Jahre vor Microsofts Übernahme Wege zur Zusammenarbeit mit der National Security Agency und anderen Geheimdiensten.

Ein Zusammenwirken zwischen NSA und den im Silicon Valley tätigen Technologiefirmen habe sich entwickelt, da diese über große Mengen privater Daten sowie leistungsfähige Software verfügen, um sie zu analysieren. Nicht zufällig sei die Behörde auch einer der größten Silicon-Valley-Auftraggeber im Bereich Data Analytics, einem besonders schnell wachsenden Markt. „Wir stecken alle in diesen Big-Data-Geschäftsmodellen“, zitiert die Zeitung den Technologie-Analysten Ray Wang. Als Beispiel für personelle Verflechtung führt sie Max Kelly an, der bis 2010 Chief Security Officer bei Facebook war und dann zur NSA wechselte.

Im letzten Jahr bestritt Skype-Manager Mark Gillet in einem Blogeintrag vehement, dass von Microsoft veranlasste Änderungen in der Skype-Architektur den Zweck hätten, das Abhören durch Ermittlungsbehörden zu erleichtern. Microsoft wiederholt inzwischen nicht mehr die Beteuerungen Skypes aus früheren Jahren, Skype-Telefonate könnten nicht abgehört werden. Microsoft-Sprecher Frank X. Shaw lehnte eine Stellungnahme ab.

[mit Material von Tom Brewster, TechWeekEurope]

Tipp: Wie gut kennen Sie Windows? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago