Die US-Regierung hat bislang erfolglos versucht, die Auslieferung des PRISM-Informanten Edward Snowden zu erreichen. Sie hatte ihn nach seinen Enthüllungen über umfangreiche Überwachungs- und Spähprogramme des Geheimdienstes NSA wegen Spionage angeklagt und seinen Pass für ungültig erklärt. Sein derzeitiger Aufenthaltsort ist jedoch unklar. Wikileaks-Gründer Julian Assange zufolge befindet sich Snowden „an einem sicheren Ort und ist guter Stimmung.“ Er wollte Reportern gegenüber aber keine Einzelheiten nennen – und insbesondere nicht das Land, in dem sich Snowden jetzt aufhalten könnte.
„Edward Snowden ist kein Verräter“, sagte Assange zur Spionage-Anklage durch die USA. „Er ist kein Spion. Er ist ein Whistleblower, der der Öffentlichkeit eine wichtige Wahrheit gesagt hat.“
Berichten zufolge hielt sich der frühere NSA-Mitarbeiter Snowden über das Wochenende im Transitbereich eines Moskauer Flughafens auf, nachdem er Hongkong verlassen hatte und angeblich in Begleitung der Wikileaks-Mitarbeiterin Sarah Harrison nach Russland geflogen war. Das russische Außenministerium bestritt jedoch seine Einreise in das Land. Einen angeblich geplanten Weiterflug nach Kuba trat der gesuchte Whistleblower ebenfalls nicht an. „War er überhaupt hier?“ fragte sich schließlich der britische Guardian.
Ecuador, das auch Assange in seiner Londoner Botschaft Schutz gewährt, bestätigte inzwischen einen von Snowden gestellten Asylantrag. Aber auch der Außenminister des lateinamerikanischen Landes konnte oder wollte seinen aktuellen Aufenthaltsort nicht nennen: „Wir stehen in engem Kontakt mit der russischen Regierung“, sagte er. „Aber wir können zu diesem Zeitpunkt keine genauen Informationen über seinen Verbleib mitteilen. Wir haben sie nicht und können sie nicht mitteilen.“
Nach einem Bericht der New York Times entschied sich Snowden zum Verlassen Hongkongs nach einem Gespräch mit Albert Ho, einem seiner Anwälte, der zuvor auch eine herausragende Rolle in der Politik Hongkongs spielte. Er sei „äußerst bestürzt“ über die Aussicht gewesen, während des Streits um seine Auslieferung mehrere Jahre im Gefängnis verbringen zu müssen – und ohne Zugang zu einem Computer.
„Er sucht nach einem Ort, an dem er sicher ist, frei bleibt und weiter an der öffentlichen Debatte teilnehmen kann“, sagte Guardian-Kolumnist Glenn Greenwald, der die Enthüllungen Snowdens zuerst veröffentlicht hatte, gegenüber CNN. „Ecuador scheint der Ort zu sein, den er ausgesucht hat.“
Weitere Enthüllungen sind von Edward Snowden ebenfalls zu erwarten, wie die South China Morning Post berichtet, die zuvor ein Interview mit ihm geführt hatte. Er habe seine Tätigkeit beim NSA-Dienstleister Booz Allen bewusst aufgenommen, um Beweise über die NSA-Programme zu sammeln. „Wenn ich Zeit habe, diese Informationen durchzugehen, dann möchte ich sie gerne Journalisten in jedem Land zugänglich machen“, zitiert ihn die Hongkonger Zeitung. „Sie sollen ihre eigene Einschätzung treffen können, unabhängig von meiner Meinung, ob die Informationen über die US-Spähprogramme gegen ihre Leute zu veröffentlichen sind oder nicht.“
[mit Material von Declan McCullagh, News.com]
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