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Microsoft Lync 2013: der Durchbruch für Unified Communications?

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist bei vielen Unified Communications-Lösungen recht groß. Die Hoffnung auf hochauflösende Videokonferenzen, ständig aktualisierte Präsenzinformationen oder nahtlose Verbindungen auch mit mobilen Geräten erfüllen in der Realität nur die wenigsten. Stattdessen klagen Kunden immer wieder über Abbrüche, Kompatibilitätsprobleme und Übertragungsfehler. Mit diesen Problemen hat sich auch Microsoft intensiv auseinander gesetzt. Mit Lync 2013 scheint eine geeignete Lösung gefunden zu sein.

Die Gretchenfrage für viele Unternehmen und Administratoren lautet heute: Wie hältst Du’s mit der Cloud? Auch bei Lync 2013 stehen sie nun vor der Wahl, ob sie ihre Services aus der Wolke beziehen möchten. Eine hybride Installation von Online- und Server-Version ist ebenfalls möglich, so lässt sich Lync Online gemeinsam mit einer Lizenz für Lync Server einsetzen. Diese Form der Implementierung dient als Brücke zur Cloud und ermöglicht es Unternehmen, etwa eine lokale Telefonanlage zu integrieren. Sie müssen zwar weiterhin festlegen, welche Mitarbeiter die Server- oder die Online-Version von Lync nutzen, da beide Gruppen aber mit der neuen Version erstmals einheitliche SIP-Adressen erhalten, kann dies deutlich einfacher geändert werden.

Server- oder Online-Version?

Wolfgang Fehr, einer der beiden Autoren dieses Gastbeitrags für ZDNet, arbeitet als Solution Manager Unified Communication & Collaboration bei Computacenter.

Obwohl sich beide Versionen nun gleichzeitig verwenden lassen, sollten Unternehmen die Unterschiede kennen, um sich für die für sie richtige Lösung entscheiden zu können. Lync Server 2013 verfügt im Vergleich zu Lync Online über den vollständigen Funktionsumfang. Die Server-Version lässt sich auch wesentlich flexibler auf unterschiedliche Anforderungen anpassen. Dies gilt für das Server-Design sowie die Erweiterung durch Eigenentwicklungen oder Lösungen von Drittanbietern. Dafür steht die Developer Platform für Microsoft Lync Server 2013 und Lync 2013 Client zur Verfügung, die Microsoft Lync 2013 Managed API und Unified Communications Managed API 4.0 unterstützt. Damit können Entwickler auf Basis von .NET und Visual Studio eigene Kommunikationslösungen effizient entwickeln.

Die Integration in SharePoint- und Exchange-Installationen sowie in Collaboration-Lösungen anderer Hersteller ist ebenfalls reibungsloser. Zudem unterstützt Lync Server 2013 die Microsoft Unified Communications Web API (UCMA) für Nicht-Windows-Applikationen, etwa Web-Anwendungen oder mobile Apps, die sich mit HTML5, JQuery und JavaScript oder proprietären Programmiersprachen nutzen lässt.

Lync Server 2013 enthält auch eine eigenständige Telefoniefunktion, die Lync Online derzeit noch nicht bietet. Hohe Verfügbarkeit, Geschwindigkeit und strikte Einhaltung von Compliance-Anforderungen gewährleisten derzeit ebenfalls nur fest installierte Lösungen im eigenen Rechenzentrum oder bei dedizierten Hostern.

Mit der Lync Web App bekommen Nutzer von Microsofts UC-Angebot mehr Flexibilität (Screenshot: Computacenter).

Die Stärken von Cloud-Installationen liegen dagegen in der höheren Skalierbarkeit, den automatischen Aktualisierungen und niedrigen Kosten. Denn neben dem Deployment kümmert sich der Provider auch um die Instandhaltung sowie Aktualisierung der Systeme und berechnet nur tatsächlich benötigte Kapazitäten.

Es lässt sich aber nicht pauschal sagen, welche Version sich für Unternehmen besser eignet. Dies hängt von den individuellen Einsatzszenarien, Compliance-Anforderungen und den jeweiligen internen Richtlinien ab.

Rolf Bergfeld, einer der beiden Autoren dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist Senior Technology Specialist bei Computacenter.

SQL-Cluster gehören der Vergangenheit an

Die beiden Versionen selbst sind nicht so deutlich verändert worden wie im vorangegangene Aktualisierungsschritt. Auffällig ist jedoch, dass die Server-Version zur Gewährleistung der Hochverfügbarkeit inzwischen nicht nur keine SQL-Cluster mehr benötigt, sondern sie sogar nicht einmal mehr unterstützt.

Dies erleichtert vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen die Installation der Lösung deutlich. Denn nun sind nur noch herkömmliche, dedizierte SQL-Server nötig, die deutlich kostengünstiger und einfacher zu managen sind. Während bislang nach einem Server-Absturz nur noch rudimentäre Funktionen nutzbar waren, etwa Anrufe tätigen und entgegennehmen, merkt der Nutzer durch die Spiegelung auf zwei redundante Rechenzentren heute einen Ausfall praktisch nicht mehr. Hochverfügbarkeit lässt sich in Lync Server 2013 also nicht nur einfacher, sondern auch mit deutlich mehr Funktionen bereitstellen.

Bei Planung und Unterstützung des Deployments hat Microsoft kaum etwas geändert. Jedoch wurde die Anzahl der Schnittstellen für Business-Anwendungen deutlich erhöht. Aber auch mit privaten Skype-Kontakten lässt sich nun telefonieren und chatten – demnächst sogar per Videokonferenz. Mehr Geräte werden Server- und Client-seitig ebenfalls unterstützt. Dies gilt vor allem für mobile Hardware wie Notebooks, Tablets und Smartphones, aber auch für Thin Clients oder Videosysteme.

Dazu passend setzt Microsoft auch immer mehr auf Standardprotokolle wie das Videoformat H.264. Damit lassen sich zumindest prinzipiell auch Videokonferenzsysteme anderer Hersteller wie Cisco oder Polycom ohne Kopplungsmodule anbinden. Ob dies auch in der Praxis funktioniert, muss sich in der finalen Lync-Version mit entsprechend angepassten Geräten der Drittanbieter erst noch zeigen. Die bislang geforderte Nutzung von Verbindungssystemen, wie dem Cisco Advanced Media Server, sollte aber der Vergangenheit angehören.

Anbindung von Thin Clients und Mobilgeräten möglich

Auch beim Lync Client wurden die Schnittstellen deutlich erweitert. So ist mit der Version 2013 erstmals auf den meisten Thin Clients in Citrix- oder Microsoft Terminal Server-Installationen eine echte Audio- und Videoübertragung möglich. Dazu hat Microsoft gemeinsam mit mehreren Herstellern das Microsoft Lync VDI 2013 PlugIn entwickelt. Allerdings funktioniert dies nur mit der Server-Version des Programms, da die Online-Version von Lync 2013 keine Thin Clients unterstützt.

Ein weiterer Wermutstropfen ist die fehlende Unterstützung für Windows XP. Wer Lync Server 2013 einsetzt, muss sich also endgültig von XP verabschieden und mindestens auf Windows 7 migrieren.

Videokommunikation mit Lync 2013 (Screenshot: Computacenter).

Nutzer ohne eigenen Lync Client müssen nur auf einen Link in der Mail-Einladung klicken. Nach der weitgehend automatischen Installation eines Plug-Ins ohne Eingabe eines Administrator-Passworts können sie dann per Web Client ebenfalls an einer Audio- oder Videokonferenz mit Desktop Sharing teilnehmen. Dies funktioniert auch auf Linux-Systemen oder öffentlich nutzbaren Computern.

Zudem wurde die App Lync Mobile runderneuert, eine speziell für Smartphones optimierte Anwendung mit Touch-Funktionalität und moderner Oberfläche. Diese steht nicht nur für Windows Phone, sondern auch für iPhone oder Android zur Verfügung – ohne wesentliche Funktionsunterschiede. Alle Versionen ermöglichen erstmals die Einwahl in Videokonferenzen und deren Initialisierung mit mobilen Geräten.

Sogar echte IP-Telefonie ist damit möglich und Anrufe müssen nicht mehr über das Mobilfunknetz hergestellt werden. Für Tablets und andere mobile Geräte auf Basis von Windows 8 oder Windows RT steht eine weitere Touch-optimierte App bereit, die Nutzer direkt auf der Oberfläche starten können.

Systemvoraussetzungen deutlich erhöht

Die Installation des Clients dürfte in den meisten Fällen reibungslos verlaufen, auch mit Software Management Systemen. Trotzdem sind die Vorbereitungen auf den Rollout nicht zu unterschätzen – und auch eventuelle Anwenderschulungen sinnvoll. Denn die Oberfläche hat sich aufgrund der Anpassung an das „Look and Feel“ von Windows 8 deutlich geändert. Sie stellt auf einem reduzierten, überwiegend weißen Hintergrund mehr Funktionen strukturierter und übersichtlicher zur Verfügung. Versierte Anwender können diese intuitiv finden.

Die Bedienung der meistgenutzten Funktionen hat sich nur wenig geändert. Videokonferenzen lassen sich mit wenigen Mausklicks starten und nutzen. Jedoch können nun zwei Monitore parallel genutzt werden, etwa für Videokonferenz und Anzeige von Dokumenten. Zudem sind mit dem Client erstmals Live-Bilder von bis zu fünf Gesprächspartnern einer Konferenz gleichzeitig möglich – mit bis zu 1080p-HD-Auflösung.

Diese erfordert jedoch deutlich höhere Bandbreite und geringere Latenz für die Netzwerkanbindung im Vergleich zur bisherigen VGA-Qualität. Um den Bedarf festzustellen und spätere Probleme zu vermeiden, ist die Analyse durch erfahrene Systemintegratoren notwendig, insbesondere beim Einsatz von HD-Video und Multiparty-Video. Mobilgeräte sind mindestens mit 3G, besser 4G/LTE oder WiFi anzubinden, damit sie IP-Audio- oder Video-fähig sind.

Die eingesetzten Server sollten mindestens 6-Kern-Prozessoren und 32 GByte Arbeitsspeicher aufweisen, also die doppelte Leistung zur bisherigen Lync-Version. Beim Betriebssystem genügt zwar weiterhin Windows Server 2008 R2, Microsoft empfiehlt aufgrund der höheren Netzwerkleistung und Virtualisierungsfunktionen aber Windows Server 2012.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Unternehmen ihren Mitarbeitern mit Lync 2013 eine moderne Kommunikationsanwendung bereitstellen. Sie funktioniert reibungslos mit aktuellen Touch-basierten Geräten oder Thin Clients und enthält viele Features moderner Telefonanlagen wie Pickup, Konferenzschaltung oder Weiterleitung. So kann die neue Lösung Unified Communications zum endgültigen Durchbruch verhelfen.

Über die Autoren: Wolfgang Fehr arbeitet als Solution Manager Unified Communication & Collaboration bei Computacenter, Rolf Bergfeld ist Senior Technology Specialist bei dem IT-Dienstleister.

Peter Marwan

Für ZDNet veröffentlicht Peter immer wieder Beiträge zum Thema IT Business.

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