Bitcoin-Konferenz: Regulierung in Europa unproblematischer als in den Staaten

Bei der erstmals stattfindenden eintägigen Konferenz Bitcoin London haben sich gestern Enthusiasten der digitalen Währung getroffen. Anwesend waren aber auch reichlich Vertreter etablierter Finanzinstitutionen, die zumindest über ernsthafte Bitcoin-Investitionen nachdenken. Offenbar stellen Regulierungsvorschriften in Europa ein geringeres Problem dar als in den USA. Während der Veranstaltung wurde außerdem ein Bitcoin-Geldautomat vorgeführt.

Die Konferenz spiegelte die Turbulenzen, denen die dezentralisierte Währung ausgesetzt ist. Hackerangriffe schicken den Bitcoin-Kurs immer wieder auf Achterbahnfahrt. Vor allem in den USA beschäftigen sich Behörden misstrauisch mit Bitcoin-Transaktionen und gehen gegen sie vor. Gleichzeitig gibt es Bemühungen, die neue Währung für Investoren auf einfache Weise zugänglich zu machen. Tyler und Cameron Winklevoss beispielsweise, die durch ihre unklare Rolle bei der Facebook-Gründung bekannten Zwillinge, wollen einen Investmentfonds für Bitcoin auflegen. Wer sich daran beteiligt, soll Aktien erhalten, deren Wert zugleich in Dollar und Bitcoin ausgewiesen wird.

Den Ton der Londoner Konferenz gab Bitcoin-Verfechter Tuur Demeester vor. Er beschrieb das existierende globale Finanzsystem als ausweglos kaputt. „Wir sehen strukturelle Insolvenz sowohl bei Banken als auch bei Regierungen“, sagte er. „Wir sehen eine gewaltige Schuldenblase. Wir sehen zwielichtige Brokerfirmen, manipulierte Zinssätze, ungezügeltes Gelddrucken rund um die Welt – und ‚Lösungen‘ für die Probleme, die alles andere als Lösungen sind.“

Die Peer-to-peer-Währung Bitcoin hingegen bezeichnete er als „ideales Geld“, mit dem sich all diese Probleme vermeiden ließen. Es sei sicher, beständig, „extrem transportabel“ und „extrem flexibel“. Im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen entwickle sich die Menge von Bitcoin (BTC) beständig und vorhersehbar. Demeester erwartet eine gleichmäßig zunehmende Akzeptanz von Bitcoin und einen Wertzuwachs durch das Jahr 2014 hindurch.

Stefan Thomas, ein Entwickler des Open-Payment-Networks Ripple, kritisierte die Darstellung von Bitcoin in den Medien. Er räumte aber auch Probleme durch Betrug, schwierige Handhabung und falsche Erwartungen ein. Er berichtete von einem selbst erfahrenen Verlust von 7000 BTC – heute ein sechsstelliger Betrag in Dollar – durch ein fehlerhaftes Backup.

Bitcoin-Pionier Eric Vorhees warnte vor den zunehmend aggressiven Regulierern in den USA. „Die Bitcoin-Regulierung wird nicht besser, sie wird schlimmer“, sagte er. Seine Ansicht teilte Jered Kenna von der in den USA ansässigen Bitcoin-Wechselbörse TradeHill, die inzwischen mehr Anwälte als Entwickler beschäftigt.

Die Regulierer in Europa hingegen halten sich bislang zurück und stufen BTC weder als „Geld“ noch als „E-Geld“ ein. Sie scheinen erst einmal abzuwarten – und ermöglichen damit die Entwicklung von neuen Geschäftsideen rund um die virtuelle Währung. „Weil das neue regulatorische Fragen sind, haben wir die Chance, die Debatte darüber zu gestalten, wohin die Branche sich entwickeln sollte und welche Art von Regeln auf eine solche Technologie anzuwenden sind“, sagte Constance Choi, Chefjustiziarin der Handelsplattform Payward.

Die Teilnehmer der Konferenz bekamen die Gelegenheit, einen Bitcoin-Geldautomaten zu erproben. Das produktionsbereite Gerät akzeptiert Geldscheine, konvertiert ihren Wert in Bitcoin und stellt ihn als QR-Code dar. Eine Smartphone-App kann diesen Code einlesen und das Guthaben in ein Bitcoin-Wallet übertragen.

[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope]

ZDNet.de Redaktion

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