Mastercard hat seine 2010 eingerichtete Blockade von Spenden an Wikileaks aufgegeben. Solche Transaktionen werden ab sofort wieder normal bearbeitet. Es ist somit der erste große US-Finanzdienstleister, der anerkennt, dass die Veröffentlichung von Geheiminformationen im öffentlichen Interesse kein Verbrechen ist.
Wikileaks argumentiert von jeher, dass eine solche Blockade von Spenden illegal sei. 2011 verklagte es deswegen Valitor, einen isländischen Partner von Visa und Mastercard. Laut Gründer Julian Assange hat die Sperre seine Organisation um 95 Prozent ihrer finanziellen Mittel gebracht. Mehrfach gab es auch Cyberattacken auf Mastercard und andere Wikileaks blockierende Finanzfirmen.
Zu der Maßnahme war es 2010 gekommen, als Wikileaks geheime Nachrichten von US-Botschaften weltweit veröffentlichte. Neben Mastercard schlossen sich die Bank of America, Paypal, Visa und Western Union an. Ursprünglich sollte die Sperre nur sieben Tage gelten: „bis die Situation geklärt ist“, wie Mastercard damals mitteilte. Doch so schnell lenkten die Banken dann doch nicht ein.
Die ersten Angriffe auf Mastercard erfolgten nur Wochen später im Rahmen von „Operation Payback“, zu der sich das Kollektiv Anonymous bekannte. Sie hielten auch 2011 hindurch an. Im Juli 2011 hieß es dann, Mastercard und Visa leiteten wieder Gelder an Wikileaks weiter. Es stellte sich jedoch heraus, dass es sich nur um eine Händlerwebsite handelte, die Gelder für Wikileaks in Empfang nahm. Diese Hintertür wurde schnell geschlossen.
Aus Geldmangel suchte die gemeinnützige Organisation nach neuen Wegen, an Fördermittel zu gelangen, und errichtete schließlich eine „Paywall“. Anonymous betrachtete diese Maßnahme aber als „Erpressung“ und kündigte an, Wikileaks keine Informationen mehr zur Verfügung zu stellen. Stattdessen engagierte sich das Hackerkollektiv für alternative Whistleblower-Websites wie AnonLeaks, HackerLeaks and LocalLeaks.
Wikileaks hat vom Ende der Mastercard-Sperre über seinen Prozessgegner Valitor erfahren. Den Prozess hatte Valitor im April 2013 verloren. Es entschied in der Folge zunächst, seinen Vertrag mit Wikileaks zum 1. Juli zu kündigen, nahm dies aber kurz darauf zurück. Trotz dieses Friedensangebots fordert Wikileaks weiter 9 Milliarden isländische Kronen (56 Millionen Euro) Schadenersatz auf dem Gerichtsweg ein.
Julian Assange hält sich nach wie vor in der Botschaft Ecuadors in London auf. Würde er sie verlassen, müsste er eine Verhaftung und Abschiebung nach Schweden fürchten, wo ihm Vergewaltigung vorgeworfen wird. Assange bestreitet die Vorwürfe. Er hält sie für einen Trick, um ihn an die USA auszuliefern, wo ihm eine ganz andere Anklage droht – und möglicherweise auch eine ähnliche Behandlung wie dem mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning.
[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope.co.uk]
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