Nach Angaben der Europäischen Kommission hat bisher nur ein Viertel der EU-Bürger Zugang zu 4G-Netzen. In ländlichen Gebieten sinkt der Anteil praktisch auf Null. Neelie Kroes, Vizepräsidentin der EU-Kommission, kritisiert damit schon zum zweiten Mal in dieser Woche den schleppenden Ausbau von Mobilfunknetzen in Europa.
Drei Länder bieten demnach bisher noch gar keine 4G-Dienste an: Irland, Malta und Zypern. Deutschland, Estland und Schweden sind laut EU bisher die einzigen Länder, in denen der 4G-Ausbau Fortschritte zeigt. Insgesamt entfielen auf Europa weniger als 5 Prozent aller 4G-Verbindungen und 4G-Nutzer weltweit.
„Ich bin auf der Seite der Bürger, der Steuerzahler und der Wähler, die einfach nur mit ihren Smartphones oder Tablets arbeiten wollen“, sagte Kroes. „Es ist frustrierend, wen mein Telefon mitten in Brüssel den Dienst verweigert, weil wir hier nur 3G haben. Und Millionen andere nervt das jeden Tag genauso wie mich.“
Die EU weist die Verantwortung für die Verzögerungen von sich. Man habe schließlich „riesige Frequenzbereiche verfügbar gemacht, um den Bedarf an drahtlosen breitbandigen Hochgeschwindigkeitsnetzen zu decken“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kommission. Vielmehr hätten Probleme in den Mitgliedstaaten zu den Verzögerungen geführt.
Dazu zählt die Kommission auch die sehr unterschiedlichen Kosten für den Netzausbau, die in einem EU-Land „mitunter 50-mal höher“ sein könnten als in einem anderen EU-Land. „Das deutet nicht auf einen intakten Markt hin. Im Durchschnitt sind die Frequenznutzungsrechte in der EU fast viermal so teuer wie in den USA“, heißt es weiter in der Erklärung. Vor allem die hohen Auktionspreise hätten zur Folge, dass Mobilfunkanbieter die für den Netzausbau erforderlichen Investitionen, die die EU auf 27 Milliarden Euro schätzt, nicht mehr aufbringen könnten.
Anfang der Woche hatte die EU-Kommission mehreren Mitgliedstaaten mehr Zeit eingeräumt, um das 800-MHz-Band für 4G-Netze freizugeben. Die Ausnahmeregelungen laufen – je nach Land – zwischen Mitte 2013 und Ende 2015 ab. Bisher haben erst elf EU-Staaten, darunter auch Deutschland, das früher für analoges Fernsehen benutzte Frequenzband freigegeben.
[mit Material von Joe Best, ZDNet.com]
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