Studie: PRISM könnte US-Cloud-Branche 35 Milliarden Dollar kosten

Die Veröffentlichungen rund um das Überwachungsprogramm PRISM der National Security Agency NSA dürften die amerikanischen Cloud-Anbieter in den nächsten drei Jahren etwa 35 Milliarden Dollar an Einnahmen kosten. Das steht in einem neuen Bericht der gemeinnützigen Information Technology and Innovation Foundation. Durch den öffentlichen Skandal und die darauf folgende Skepsis in Firmen könnte es Wettbewerbern vor allem aus Europa gelingen, mit ihren Cloudangeboten aufzuschließen.

Das Gesetz Patriot Act, auf das sich NSA und FBI gerne berufen, habe schon vor PRISM als Risiko gegolten, heißt es. Die Bedenken gegenüber einer Datenspeicherung in den USA hätten sich nun aber noch deutlich vermehrt. 2016 wird die Public-Cloud-Branche insgesamt voraussichtlich 207 Milliarden Dollar Umsatz machen, was gegenüber 2012 ein regelmäßiges Wachstum von 100 Prozent bedeutet.

„Die Vereinigten Staaten haben am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren“, schreibt Studienautor Daniel Castro, der sich auf Arbeitsplätze und Umsatzaussichten bezieht. Er legt mehrere Szenarien vor. Im harmlosesten Fall würden US-Anbieter rund 10 Prozent des Auslandsgeschäfts an europäische oder asiatische Konkurrenten verlieren – umgerechnet 21,5 Milliarden Dollar in drei Jahren. Der verschärfte Fall geht von 20 Prozent weniger Geschäft und somit 35 Milliarden Dollar an entgangenen Umsätzen aus.

Genaue Zahlen könne jetzt noch niemand nennen, heißt es auch. Castro beruft sich aber unter anderem auf Umfragen der Cloud Security Alliance vom Juni und Juli – als die NSA-Maßnahmen gerade bekannt wurden. Damals sagten 56 Prozent der außeramerikanischen Firmen, ein US-Cloudanbieter komme für sie künftig nicht mehr in Betracht.

Im Fazit empfiehlt Castro der US-Regierung, „proaktiv die Bilanz auszugleichen“ und Informationen so weit möglich offenzulegen. „Die wirtschaftlichen Folgen nationaler Sicherheitsentscheidungen sollten Teil dieser Diskussion sein, und das ist nicht möglich, bis mehr Details über PRISM bekannt sind.“

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

Tipp: Sind Sie ein Fachmann in Sachen Cloud Computing? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago