Die derzeit laufende Initiative heißt SDDC (Software Defined Datacenter) und soll Rechenzentren in voll automatisierte, lückenlos in die Public Cloud vernetzte Serviceproduktionsmaschinen verwandeln – alles mit Hilfe von VMwares Virtualisierungs- und mittlerweile auch Managementlösungen. Das SDDC-Konzept propagiert VMware schon seit geraumer Zeit, nun sind weitere Komponenten hinzugekommen.
Dazu gehören auf der Managementebene mit vCAC ein Selbstbedienungskatalog mit Lebenszyklusmanagement und ein mit Brocade realisiertes erweitertes Betriebsmanagement (vC Ops), das jetzt auch Log-Informationen in die Bewertung des Zustands der Infrastruktur einbezieht. Die neue IT Business Management Suite IT-Manager zu Servicebrokern machen, die alle Infrastrukturparameter aus der Vogelperspektive betrachten, sich die nötigen Dienste nach Bedarf aus allen möglichen in- oder externen Clouds zusammenklauben und auch wieder abbestellen.
Diverse Verbesserungen gibt es an Version 5.5 von vSphere, die in der ersten Hälfte 2014 zu erwarten ist. Die Leistung steigt, Hochverfügbarkeitsfunktionen lassen sich nun gezielt auf einzelne Applikationen anwenden. Mit Flash Cache können Anwendungen auf virtuellen Maschinen die im Server vorhandenen Flash-Ressourcen für ihre eigenen Zwecke nutzen. Ferner wurden Big-Data-Erweiterungen integriert, mit denen Big-Data-Applikationen direkt auf vSphere laufen können.
Jetzt auch Storage-Virtualisierung und SDN
Weitere Ankündigungen betreffen eine Beta-Version der Storage-Virtualisierungslösung VSAN und schließlich den Schwerpunkt der diesjährigen Ankündigungen: die Netzwerkvirtualisierungslösung NSX, die vor allem auf den Produkten der Akquise Nicira basiert. „Wir wollen dieselben Prinzipien, die wir bei Servern erfolgreich einsetzen, jetzt auch auf Storage und Netzwerke ausdehnen, wobei im Moment die Netzwerke im Vordergrund stehen“, erklärte Erwin Breneis, Lead Systems Engineer, Strategic Partner Accounts bei VMware. Dabei baue man auf die Kooperation mit rund 20 Partnern wie Brocade, F5, Arista und HP. Mittel dazu ist NSX, das man als VMwares Implementierung des SDN (Software Defined Networking)-Gedankens auffassen kann. Im Rahmen von NSX wird die Nicira-Lösung entweder als NSX-Switch oder als SDN-Controller im Rahmen einer SDN-Implementierung eingesetzt, dazu kommen Applikationen, die alle möglichen bisher gerätegebundenen Funktionen nachbilden: Switching, Routing, Loadbalancing, Firewalling, den Aufbau von VPNs und so weiter.
Während sich die NSX-Lösung in dem gerade entstehenden SDN-Markt etablieren soll, wildert VMware mit VSAN (Virtual SAN) direkt in den Märkten diverser großer und kleiner Wettbewerber. VSAN ordnet SSD- und Festplattenressourcen, die direkt an mit VMware virtualisierten Servern hängen, in vorher definierten anwendungsspezifischen Speicherpools, sogenannten Data Stores, zu. Deren Eigenschaften (Kapazität, Verfügbarkeit, Leistung ) kann man mit drei Schiebereglern per Wizard einstellen. Sie sind jeweils auf die Applikation zugeschnitten, die dort gespeichert werden soll.
„Zum ersten Mal kann der Administrator nun im Handumdrehen von der Applikation ausgehend Speicherressourcen konfigurieren“, erklärt Breneis. Auf die einzelnen Data Stores lassen sich ebenfalls applikationsspezifisch und regelbasiert Services wie Deduplizierung, Snaps, Replikation oder Verschlüsselung anwenden. Ab dem dritten Quartal gibt es VSAN als Public Beta, die volle Produktion läuft zusammen mit der Auslieferung von vSphere 5.5 an. Mutterunternehmen EMC und VMware wollen gemeinsam massiv in Software-definierte Speicherlösungen für kleine und mittlere Unternehmen auf Basis von VSAN und vCenter Server investieren, wofür auch gemeinsam Entwicklungslaboratorien und Testeinrichtungen aufgebaut werden.
Zusammen mit VMware haben eine ganze Reihe von Partnern in San Francisco neue Lösungen angekündigt, die sich direkt auf die neuen VMware-Produkte beziehen. Eine Auswahl:
Trotz seines großen Erfolges hat wohl auch VMware verstanden, dass in der Cloud-Welt, die das Unternehmen durch seine Technologie selbst mit erschaffen hat, zukünftig eher die Serviceprovider als die Technologielieferanten den Ton angeben werden. Die logische Schlussfolgerung, die vor VMware schon Anbieter wie HP und IBM gezogen haben: VMware wird selbst Serviceprovider. In den USA betreibt man bereits drei Service-Rechenzentren, aus denen heraus Kunden von allem mit Burst-Services im Rahmen von Hybrid-Cloud-Implementierungen beliefert werden. Mit ähnlichen Angeboten will VMware im kommenden Jahr in Europa nachziehen. Wo allerdings die europäischen Rechenzentren stehen werden, ist noch nicht entschieden. Daran wird sich angesichts des gegenwärtig herrschenden Misstrauens gegen amerikanische Schnüffelei aufgrund der NSA-Enthüllungen möglicherweise entscheiden, wie erfolgreich VMware seinen Einstieg ins IT-Servicegeschäft zumindest in Deutschland gestalten kann.
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