Spiegel: NSA hackte Fernsehsender Al Jazeera

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat weitere Erkenntnisse aus den von Edward Snowden vorgelegten Dokumenten gewonnen. Demnach ist es dem US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) im Jahr 2006 gelungen, die Kommunikation von Mitarbeitern des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera zu überwachen.

Dem Spiegel liegt ein Bericht des „Network Analysis Center“ der NSA vom 23. März 2006 vor, in dem sich die Behörde selbst feiert, die interne Kommunikation von Al Jazeera gehackt zu haben. Im gleichen Memo steht, auch auf das Buchungssystem die russischen Fluggesellschaft Aeroflot habe man nun Zugriff. Diese beiden sind darin Beispiele für in letzter Zeit erzielte „bemerkenswerte Erfolge“.

Al Jazeera dürfte im Fokus der US-Spione gestanden haben, weil es regelmäßig Videobotschaften Osama Bin Ladens und von al-Quaida verbreitete. Der Spiegel weist jedoch darauf hin, dass der Sender als einziges arabisches Medium auch regelmäßig israelische Politiker zu Debatten einlädt und seine Korrespondenten Iraks Präsidenten Saddam Hussein einen „Diktator“ genannt hätten.

Al Jazeera – so der offizielle englischsprachige Name des Senders – sitzt in Katar. Er sendet in arabischer und englischer Sprache. Die US-Maßnahme kann als Angriff auf die Pressefreiheit bewertet werden. Völlig unklar ist, ob und welche Informationen die NSA aus der redaktionellen Kommunikation gewonnen hat.

Die Spiegel-Recherche ist parallel zu einem weiteren Bericht der Washington Post veröffentlicht worden. Die US-Zeitung hat aus den von Edward Snowden zur Verfügung gestellten Unterlagen die Erkenntnis gewonnen, dass die NSA im Jahr 2011 nicht weniger als 231 Cyberattacken ausgeführt hat. Die wichtigsten Zielnationen waren Russland, Iran und China. Im Rahmen eines Projekts mit dem Codenamen „Genie“, dessen Budget sich auch 652 Millionen Dollar belaufen soll, seien US-Spezialisten in ausländische Netzwerke eingebrochen. Um sie unter ihre Kontrolle zu bringen, hätten sie sogenannte „verborgene Implantate“, die die Washington Post als „ausgefeilte Malware“ beschreibt, in zehntausende Computer, Router und Firewalls eingeschleust. Ziel sei es, diese Zahl auf mehrere Millionen zu steigern.

Zur Bundestagswahl: Was wissen Sie über Netzpolitik?  Machen Sie den Test mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

5 Tagen ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

1 Woche ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

1 Woche ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

1 Woche ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

1 Woche ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

1 Woche ago