Die Übernahme des einstigen Marktführers Nokia lässt sich Microsoft insgesamt 5,44 Milliarden Euro kosten. Zudem darf man die 2011 vereinbarte „Überredungsgebühr“ von 1 Milliarde Dollar rechnen. Damals hatte sich Nokia die Entscheidung, zukünftig auf Windows Phone zu setzen, von Microsoft teuer vergüten lassen.
Mit der Investition erhält Redmond neben Nokias Handysparte, inklusive Produktionsstätten und 32.000 Mitarbeiter auch Zugriff auf strategisch wichtige Patente der Finnen. Diese betreffen in erster Linie Schutzrechte von Chiphersteller Qualcomm, sowie nicht näher spezifizierte „key IP licenses“. Außerdem lizenziert Microsoft alle verbleibenden Nokia-Patente. Darüber hinaus darf der Softwarehersteller den Kartendienst Nokia Here in sämtliche Produkte einbauen. Nokia behält die Netzwerksparte NSN, den Kartendienst, das Patentportfolio sowie sämtliche Bürogebäude.
Die Reaktionen an den Börsen zeigen, was Anleger von der Akquisition halten. Nicht viel – zumindest im Hinblick auf Microsoft. Die Papiere des Softwarekonzerns notieren gut 5 Prozent niedriger als gestern. Nokias Anleger können sich hingegen über ein Plus von über 30 Prozent freuen. Zu Handelsbeginn lag der Aufschlag sogar bei über 40 Prozent. Die Marktkapitalisierung der Finnen steigt von gestern auf heute von 14 auf über 19 Milliarden Dollar. Ohne Handysparte ist Nokia also deutlich mehr wert als mit. Noch im September 2010, als Stephen Elop neuer CEO von Nokia wurde, betrug der Börsenwert des einstigen Handymarktführers noch 37 Milliarden Dollar. So gesehen kann man Elop in der Tat als ein von Microsoft entsandtes „Trojanisches Pferd“ bezeichnen. Damals hätte die Handysparte der Finnen sicher mehr gekostet.
Doch was will Microsoft eigentlich mit Nokia.
Laut einem veröffentlichten Strategiepapier, das der Softwarekonzern heute Analysten präsentiert, sieht der Softwarekonzern in der Übernahme folgende Vorteile/Ziele:
Ob diese Ziele erreicht werden können, bleibt abzuwarten. Der Smartphone-Markt ist stark umkämpft, der Preisdruck hoch, die Marge niedrig. Nur Apple und Samsung erwirtschaften nennenswerte Gewinne. Zudem will Microsoft Software und Services rund um Windows Phone auch für die Konkurrenzplattformen Android und iOS weiter anbieten. Ein Alleinstellungsmerkmal für die Windows-Phone-Plattform ist also nicht in Sicht. Durch die Übernahme von Nokias Handysparte dürfte zudem das Verhältnis zu bisherigen Windows-Phone-Lizenznehmer nicht besser werden. Sollte Microsoft diese verlieren, hält sich der Schaden allerdings niedrig: Nokia hat einen Anteil von 80 Prozent im Windows-Phone-Markt.
Analysten stehen den Plänen eher skeptisch gegenüber. Ronan de Renesse von Analys Mason sieht beispielsweise nur einen begrenzten Einfluss durch die Übernahme in den nächsten zwölf Monaten. Der größte Vorteil für Microsoft könne darin liegen, dass man durch Nokias Feature Phones nun einen einfacheren Zugang zu sich entwickelnden Märkte erhalte. 45 Prozent aller Nicht-Smartphones setzen die Finnen bisher in China, Mittlerer Osten und Afrika sowie Südamerika ab.
Während Microsoft 2013 seine Anstrengungen in Sachen Smartphone intensiviert, haben Apple, Google, Samsung und Sony schon den nächsten Wachtumsbereich erkannt: Wearable Computing – ob nun als Smartwatch oder Brille – scheint das nächste große Profit-Center zu werden. Wie Microsoft auf den neuen Trend reagiert, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall dürften Hohn und Spott, die seinerzeit die Vorstellung des iPhones seitens Microsoft begleiteten, nicht mehr an erster Stelle stehen. Das Lachen von damals ist Steve Ballmer längst vergangen.
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