Der scheidende Microsoft-CEO Steve Ballmer hat sich zur Übernahme von Nokias Handysparte geäußert. Er sagte, es gebe keine Pläne für einen Rückzug aus Europa. Vielmehr werde „Finnland Mittelpunkt und Zentrum unserer Smartphone-Forschung und -Entwicklung“ werden. Ballmer nannte in der Pressekonferenz außerdem den bisherigen Nokia-CEO Stephen Elop einen Kandidaten für die Chefposition bei Microsoft insgesamt.
Nokia ist ein über 150 Jahre altes finnisches Vorzeigeunternehmen. Zu seiner besten Zeit trug es rund ein Viertel zum finnischen Bruttosozialprodukt bei. Allerdings hat es nicht immer Smartphones produziert. Lange Zeit stellte es Gummi-Erzeugnisse aller Art her, und auch heute noch sind mit Spikes für Schnee und Eis bestückte Fahrradreifen und auch PKW-Reifen unter dem Namen Nokian von einem längst abgespaltenen Unternehmenszweig erhältlich. Entsprechend kritisch wird in Skandinavien der Verkauf des Mobilfunkgeschäfts an den amerikanischen Konzern Microsoft beäugt.
Ballmer und Elop zufolge wechseln insgesamt 4700 finnische Angestellte von Nokia zu Microsoft. Ballmer: „Wir haben keine großen Pläne, Arbeitsgebiete auf der Welt zu verschieben. Wir wollen, dass alles da gemacht wird, wo es heute gemacht wird.“ Er konnte auf die Büros von Skype in Estland und von Navision in Dänemark verweisen, die Microsoft nach Übernahmen ebenfalls erhalten hat. Außerdem kündigte er den Bau eines zusätzlichen Rechenzentrums in Finnland für 250 Millionen Euro an.
Dennoch fürchten viele Nokia-Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Die Zahl der Angestellten ist unter dem CEO Elop bereits von 128.000 auf etwa 88.000 gesunken. Und am schwersten traf es dabei den Bereich Geräte und Dienste – also jene Einheit, die Microsoft gerade kauft. Auch bei Here und vor allem bei Nokia Solutions and Networks (NSN) sind natürlich die Angestelltenzahlen rückläufig geworden. Der neue Interims-CEO Risto Siilasmaa glaubt aufgrund der von Microsoft gezahlten Summe aber an eine starke, wenn auch spezialisiertere Zukunft von Nokia.
Steve Ballmer sagte an die Pressekonferenz anschließend noch der Seattle Times über seinen Kollegen Stephen Elop: „Stephen wird jetzt von einem externen zu einem internen“ Kandidaten für den CEO-Posten bei Microsoft. Damit sprach er erstmals aus, was alle Welt längst mutmaßt: Der ausgerechnet im für Microsoft so problematischen Smartphone-Geschäft erfahrene Elop hat gute Chancen, bald den Gesamtkonzern Microsoft zu leiten.
Elop war bei Microsoft für Office zuständig gewesen, bis er vor drei Jahren Nokias Chefposten angeboten bekam. Dort startete er eine enge Partnerschaft zwischen seinem alten und neuen Arbeitgeber auf Basis des Betriebssystems Windows Phone. Im Zuge der heutigen Übernahme ist er als CEO zurückgetreten und fungiert vorerst als Executive Vice President des Bereichs Geräte und Dienste von Nokia.
Steve Ballmer hatte seinen Rücktritt letzte Woche verkündet. Er will noch im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist, längstenfalls aber zwölf Monate.
[mit Material von Jo Best, ZDNet.com, udn Stephen Shankland, News.com]
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