Urteil pro Transparenz: Geheimgericht fordert von US-Regierung Aktenfreigabe

Das für den US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) zuständige Geheimgericht hat die Regierung Obama angewiesen, Urteilsbegründungen freizugeben, die sich auf den Abschnitt 215 des US-Gesetzes Patriot Act beziehen. Er regelt den Zugang zu Unterlagen gemäß dem Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA), also das Abhören von nicht US-Bürgern zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus.

Richter F. Dennis Saylor vom Foreign Intelligence Surveillance Court (FISC) entschied damit zugunsten der American Civil Liberties Union (ACLU), die von der US-Regierung mehr Transparenz fordert. Wie die Washington Post berichtet, vertritt er die Ansicht, die Regierung müsse nun auf die Enthüllungen des PRISM-Informanten Edward Snowden reagieren.

„Die nicht autorisierte Veröffentlichung eines Urteils gemäß Abschnitt 215 im Juni 2013 sowie die Stellungnahmen der Regierung in Bezug auf die Enthüllung haben ein erhebliches öffentliches Interesse erzeugt und Diskussionen über den Abschnitt 215 ausgelöst“, sagte Saylor. „Die Veröffentlichung von FISC-Urteilen, die sich auf dieses Urteil beziehen, würde zu einer fundierten Debatte beitragen.“

Saylors Entscheidung (PDF) beschränkt sich auf gerichtliche Verfügungen, die derzeit nicht Gegenstand anderer Verfahren sind, da die ACLU auch noch vor einem anderen Gericht gegen die US-Regierung klagt. Saylor zufolge kann die Bürgerrechtsorganisation einen neuen Antrag beim Geheimgericht FISC stellen, sobald die anderen Klagen abgeschlossen sind.

Saylors Urteil ist schon das zweite Anzeichen für ein Umdenken in Teilen der US-Regierung. Dem Bericht zufolge sagte der Nationale Geheimdienstdirektor James Clapper am vergangenen Donnerstag, er glaube, „es ist klar, dass einige der Diskussionen, die das ausgelöst hat, tatsächlich geführt werden mussten.“ Möglicherweise sei das die gute Seite der Enthüllungen Snowdens.

Das US-Justizministerium hält offenbar an seinem harten Kurs fest. Die gegen Edward Snowden erhobene Anklage wegen Spionage hat weiter Bestand.

[mit Material von Seth Rosenblatt, News.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago