Datenbanken: Google steigt von MySQL auf MariaDB um

Die führende quelloffene Datenbankmanagement-Lösung MySQL hat einen weiteren großen Nutzer verloren: Auch Google setzt künftig MariaDB statt der inzwischen von Oracle betreuten Software ein. Dies hat The Register zuerst gemeldet. Große Linux-Distributionen wie SUSE und Red Hat sowie die Website Wikipedia hatten zuletzt MySQL durch dessen Fork MariaDB ersetzt.

Die Ankündigung war Teil einer Präsentation (als PDF verfügbar) von Googles Senior Systems Engineer Jeremy Cole auf einer Konferenz zum Thema Extremely Large Databases (XLDB) im kalifornischen Stanford. Laut The Register bezeichnete er MySQL 5.1 als „leicht veraltet“, was der Grund für den Wechsel sei. Allerdings entspricht das von Google eingesetzte MariaDB 10.0 ungefähr MySQL 5.6.

Coles Präsentation enthält den Hinweis, er und Google „halten Stabilität und Leistung für wichtiger als neue Funktionen. Auf Oracle trifft das nicht immer zu.“ Auch arbeite Oracle zwar sehr intensiv an der Datenbank, aber nicht in der für Open-Source-Projekte üblichen Weise. Die „guten Entwicklungen“ bleiben nach seiner Darstellung oft „bis zum Release fast unsichtbar.“ Oracle ignoriert ihm zufolge außerdem „Fehlerberichte, Rückmeldungen und andere Kommunikationsversuche der Community.“

Ein Google-Sprecher bestätigte später: „Googles MySQL-Team zieht gerade interne Nutzer von MySQL 5.1 auf MariaDB 10.0 um. Googles MySQL-Team und das MariaDB-Team von SkySQL freuen sich darauf, durch gemeinsame Arbeit die Zuverlässigkeit und den Funktionsumfang von MariaDB voranzubringen.“

Den Umzug planen Google und die MariaDB Foundation laut The Register schon seit Jahresbeginn. Diese Information kommt von SkySQL-CEO Patrik Sallner; SkySQL ist einer der Unterstützer von MariaDB. Google nutzt Sallner zufolge eine angepasste Version von MariaDB – „keinen Fork, aber eine Verzweigung“. Google habe auch MySQL jahrelang für seine Zwecke angepasst.

Das ursprünglich vor allem für seine proprietäre Datenbank bekannte Oracle hatte Sun Microsystems und damit auch MySQL im Jahr 2009 für 7,4 Milliarden Dollar gekauft. MySQL ist unter anderem Teil des so genannten LAMP-Stacks – einer bewährten Kombination quelloffener Lösungen, nämlich Linux, Apache, MySQL und nach Wahl eine der Programmiersprachen PHP/Python/Perl. Beobachter unken, dass das M in LAMP bald für MariaDB stehen wird.

[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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