NSA kaufte Zero-Day-Lücken von französischer Sicherheitsfirma Vupen

Das französische Sicherheitsunternehmen Vupen hat dem US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) Informationen über Zero-Day-Lücken und die Software verkauft, um sie zu benutzen. Das geht aus Unterlagen hervor, die die Open-Government-Website MuckRock aufgrund einer Anfrage nach dem US-Gesetz Freedom of Information Act erhalten hat.

Den Dokumenten zufolge unterzeichnete die NSA im vergangenen September einen Einjahresvertrag für Vupens Binary-Analysis- und Exploit-Services. Das in Montpellier ansässige Unternehmen beschreibt sich selbst als Spezialisten für „defensive und offensive Cybersecurity-Informationen“ und „hoch entwickelte Schwachstellen-Forschung“. Es findet Anfälligkeiten in Software und Systemen und verkauft die gefundenen Daten an Konzerne und Regierungen.

Zum Portfolio gehören aber auch Lösungen zum Eindringen in IT-Systeme, die es „Regierungsbehörden erlauben, ihre offensiven Cyber-Missionen durchzusetzen“, heißt es auf der Vupen-Website. Regierungen können die Daten aber auch nutzen, um ihre eigenen kritischen Infrastrukturen vor „bekannten und unbekannten Exploits und Cyber-Bedrohungen“ zu schützen.

Als Zero-Day-Lücken bezeichnet man sicherheitsrelevante Fehler, die von Forschern oder Hackern entdeckt wurden und für die es vom Hersteller noch keinen Patch gibt. Diese Fehler können unter Umständen benutzt werden, um sich Zugang zu Systemen zu verschaffen und Informationen zu stehlen. Oft werden sie von ihren Entdeckern vertraulich an die jeweiligen Hersteller gemeldet, die unter Umständen dafür sogar eine Belohnung zahlen. Zero-Day-Lücken werden aber auch von Cyberkriminellen auf dem Schwarzmarkt gehandelt.

Bekannt wurde Vupen unter anderem durch die Teilnahme am Hackerwettbewerb Pwn2Own. Im März 2013 präsentieren Mitarbeiter des Unternehmens einen Exploit für Internet Explorer 10 unter Windows 8, der alle Sicherheitsvorkehrungen des Browsers aushebelte. Im Jahr davor war es ihnen gelungen, neben Microsofts Internet Explorer auch Googles Browser Chrome zu kompromittieren und Schadcode außerhalb der Sandbox auszuführen.

Die von MuckRock zur Verfügung gestellten Unterlagen stützen einen von Reuters im Mai veröffentlichten Bericht. Darin wird behauptet, dass die Vereinigten Staaten der weltweit größte Abnehmer von Schadprogrammen seien.

[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Google kündigt neue Sicherheitsfunktionen für Chrome an

Der Sicherheitscheck entzieht unsicheren Websites automatisch alle Berechtigungen. Zudem können Nutzer in Chrome künftig Websites…

7 Stunden ago

Cyberkriminelle nehmen Fertigungsbetriebe ins Visier

Ontinue registriert einen Anstieg beim Anteil am Gesamtangriffsvolumen um 105 Prozent. Das Angriffsvolumen auf den…

8 Stunden ago

o1: OpenAI stellt neues KI-Modell für komplexe Abfragen vor

Das o1 genannte Modell liegt als Preview vor. Bei einer Mathematikprüfung beantwortet es 83 Prozent…

3 Tagen ago

Zoom erhält IT-Sicherheits- kennzeichen des BSI

Das Kennzeichen erhalten Zoom Workplace Pro und Zoom Workplace Basic. Es bescheinigt unter anderem aktuelle…

4 Tagen ago

Google verbessert Tab-Verwaltung in Chrome

iOS und iPadOS erhalten Tab-Gruppen. Zudem unterstützt Chrome nun die Synchronisierung von Tab-Gruppen.

4 Tagen ago

Identitätsdiebstahl: 58 Prozent der Deutschen sorgen sich um digitales Erbe

Sie befürchten einen Missbrauch der Identitäten von Verstorbenen. 60 Prozent befürworten deswegen eine Klärung des…

4 Tagen ago