Die Wall Street verfolgt die Entwicklung von Office 365 äußerst genau. Einige Analysten argumentierten, Microsoft solle Office 365 entschiedener vorantreiben und Office auch vollständig auf Plattformen wie Android und Apples iOS bringen. Sie sehen darin eine Chance, in der Zukunft zurückgehende Einnahmen durch Windows auszugleichen. „Wir finden, dass Office von der Leine gelassen werden und nicht dem Schutz von Windows dienen sollte“, brachte es Jason Maynard von Wells Fargo auf den Punkt.
Wie andere Softwarefirmen hat Microsoft dabei das Problem, dass der Übergang zu Software, die im Abonnement angeboten wird, zunächst zu rückläufigen Umsätzen führen kann – anders als bei Kauf oder Update bezahlen Verbraucher die Software nicht mehr auf einmal. Das bekommt bereits Adobe zu spüren, das seine Creative Suite auslaufen lässt und komplett auf das Abomodell umsteigt. In seinem letzten Quartal gewann es zwar mehr Abonnenten als erwartet hinzu, blieb aber gleichzeitig mit Umsatz und Gewinn unter den Erwartungen der Wall Street.
Im Verbrauchergeschäft mit Office 365 sieht auch Microsoft dieses Problem aufgeschobener Umsätze auf sich zukommen und prognostiziert vorübergehende Rückgänge durch die Verlagerung von Lizenzeinnahmen zu Abogebühren. Es geht offenbar sogar davon aus, dass die Einnahmenseite dadurch über mehrere Jahre hin beeinträchtigt wird – bis ins Fiskaljahr 2017 und darüber hinaus.
COO Turner gab sein Bestes, um die Analysten davon zu überzeugen, dass Microsofts Cloud-Strategie letztlich zu verbesserten Einnahmen führt. Anhand von vier Konten skizzierte er veränderte Umsätze mit Cloud-Computing anstelle des herkömmlichen Lizenzmodells. „Sie sehen, dass Microsoft nie als Anbieter von geschäftskritischen IT-Services für Unternehmen gesehen wurde“, sagte er. „Heute sind wir es. Das ist das neue Microsoft. Das neue Microsoft wird einen vielfältigeren und größeren Anteil an den Ausgaben derjenigen Kunden bekommen, die mit uns in die Cloud gehen.“
Microsofts Finanzchefin Amy Hood führte die neue finanzielle Berichtsstruktur nach der großen Umorganisation zu „One Microsoft“ aus. Ihre Zahlenwerke zeigten allerdings auf, dass es tatsächlich zwei Microsofts gibt. Das Geschäft mit Unternehmenslizenzen dominierte im Fiskaljahr 2013 klar mit einem Umsatz von 39,7 Milliarden Dollar, während Windows und Windows Phone auf der Verbraucherseite auf 19 Milliarden Dollar kamen.
Hood machte aber auf Änderungen durch die Übernahme Nokias aufmerksam, die künftig zu vermehrten Umsätzen mit Geräten führten. Die neue Berichtsstruktur diene außerdem dem Ziel, Microsofts Fortschritte bei Geräten und Services deutlich sichtbar zu machen.
Der scheidende CEO Steve Ballmer machte schließlich deutlich, dass Microsoft mit seiner zunehmenden Ausrichtung auf Geräte und Dienste auf ein grundlegendes Dilemma reagiert. „Zum ersten Mal in den letzten Jahren ist Windows nicht mehr einfach nur gewachsen“, sagte er. „Und wir verstehen die Umschichtung, die im Markt geschieht.“
[mit Material von Larry Dignan, ZDNet.com]
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