Bei seinem letzten Auftritt auf Microsofts jährlicher Analystenkonferenz hat der abgehende CEO Steve Ballmer noch einmal die Fahne Microsofts hochgehalten. „Wir haben ein verdammt gutes Unternehmen aufgebaut“, sagte er. Er nutzte die Gelegenheit, um einerseits über die aktuelle Entwicklung zu sprechen – und andererseits seine Sicht auf einige Dinge klarzustellen.
„Ich werde nicht als CEO sprechen“, sagte er. „Ich möchte als Investor sprechen. Wenn ich ausscheide, bin ich einfach einer, dem 4 Prozent von Microsoft gehören.“ Dass er an den Aktien festgehalten habe, liege nicht etwa daran, dass er wie ein abgedrehter Gründer nicht loslassen könne. „Ich wertschätze meine Microsoft-Anteile auch als ein Anleger. Ich glaube an Microsoft. Ich glaube an das Unternehmen und das, was es leisten kann.“
Die Ankündigung seines Abschieds erfolgte laut Ballmer ganz bewusst, noch bevor ein Nachfolger gefunden war. Dieses Vorgehen ermögliche den bestmöglichen Auswahlprozess für einen Nachfolger, der von innerhalb wie von außerhalb Microsofts kommen könne. „Ich denke, wer immer in diesen Stuhl gesetzt wird, meinen Stuhl, der wird manche größere Stärken haben und in manchen Dingen geringere Stärken. Das ist unvermeidlich.“ Vorrangig für den Aufsichtsrat sei die Einschätzung, wer am effektivsten sein könne.
„Wir sind sehr erfolgreich gewesen“, sagte der Microsoft-Chef. „Wir haben massig Geld gemacht. Wir sind sehr stolz darauf … Ich bin stolz, dass wir in den letzten zehn Jahren mehr verdient haben als alle anderen auf dieser Liste.“ Dazu verwies er auf eine Präsentationsfolie, die die finanziellen Ergebnisse von Microsoft, Amazon, Google, Apple, Oracle, IBM und Salesforce verglich. Die Gewinnrechnung über 10 Jahre hinweg fiel klar zugunsten Microsofts aus. Die Abstände verringerten sich aber nicht nur, vielmehr wurde das Unternehmen in den letzten Jahren von Apple überrundet. Unerwähnt blieb zudem der über lange Jahre stagnierende Aktienkurs Microsofts.
Für die Zukunft postulierte Ballmer, Microsoft sei „einzigartig aufgestellt, das nächste große Ding voranzubringen“. Ob es um Wearable Computing, Displays oder neue Eingabetechnologien gehe – Microsoft habe mit seinen vielseitigen Ansätzen bei Hardware und Software beste Karten. Auch Google sei vermutlich gut für die Zukunft gerüstet, räumte er überraschend ein – während Apple Investitionen in die Cloud-Infrastruktur und Maschinenlernen versäumt habe.
Im Weiteren schoss er sich klar auf Google ein. Einerseits stellte er heraus, sein Unternehmen habe einzigartige Voraussetzungen für einen „Start zum Mond“ – offenbar eine Anspielung auf „Mondflug-Projekte“ aus dem Google-X-Labor. Damit winke den Anlegern Microsofts etwas, das einen wirtschaftlichen Wertzuwachs von 30, 50 oder 100 Milliarden Euro bringen könnte.
Deutlich spielte der CEO auf die anhaltenden Auseinandersetzungen mit Google an – sowohl im Markt wie auch im rechtlichen Umfeld. Er erwähnte Gespräche mit Wettbewerbsbehörden über Googles „üble Methoden“ und nahm besonderen Anstoß am „Bundling, das sie mit Youtube und Google Maps machen“. Google brauche mehr Konkurrenzdruck – mehr Druck im Markt durch Produkte und hohe Investitionen.
Seine pointierteste Aussage stellte Ballmer bis zum Schluss zurück. „Wenn es etwas gibt, was ich bereue, dann ist es diese Zeit in den frühen 2000ern, als wir uns so sehr auf alles rund um Windows konzentriert haben“, räumte er ein, „sodass wir nicht genug gute Leute für diesen neuen, Mobiltelefon genannten Formfaktor abstellen konnten.“ Die langjährigen Anstrengungen, Windows Vista zu komplettieren, hätten die Aufmerksamkeit von Microsofts Mobilbetriebssystem abgezogen – und dafür bezahle das Unternehmen noch immer.
„Wir haben fast keinen Marktanteil bei Mobiltelefonen“, sagte der Microsoft-CEO. Wie gewohnt konnte er jedoch auch dieser Tatsache noch etwas Gutes abgewinnen: „Aber ich gehöre zu den Optimisten. Immer dann, wenn wir einen niedrigen Marktanteil haben, dann hört sich das für mich wie eine Chance für Zugewinne an.“
[mit Material von Charles Cooper, News.com]
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