iPhone-Rekordverkauf: Apple kann es

Bereits während der Vorstellung der neuen Apple-Smartphones am 10. September begann der Aktienkurs des iPhone-Herstellers zu sinken. Das Papier notiert bis zu 7 Prozent schlechter. Zu wenig Neues und zu teuer, lautete der Tenor. Auch die Mehrheit der knapp 5500 ZDNet-Leser, die sich an einer Umfrage zu den Preisen der neuen Geräte beteiligten, befand die neuen iPhones als zu teuer. Nur 13 Prozent halten die Preise für die neuen Apple-Smartphones für angemssen.

Offenbar scheinen die hohen Preise viele Konsumenten nicht vom Kauf abzuhalten. Ebenso wenig stört das von vielen Anwendern kritisierte iOS-7-Design die Kauflaune. Wie Apple mitgeteilt hat, konnte es am ersten Wochenende 9 Millionen Geräte absetzen. Das sind nicht nur gut 80 Prozent mehr als noch im letzten Jahr, sondern auch mehr, als beispielsweise Nokia im gesamten zweiten Quartal an Lumia-Geräten hat absetzen können. Auch im Vergleich zu Samsung sehen die Zahlen gut aus. Für das Galaxy S4 benötigte der Apple-Konkurrent gut einen Monat bis er 10 Millionen Stück abgesetzt hatte.

Im Gegensatz zum letzten Jahr verkauft Apple erstmals zwei neue Geräte. Da der Verkaufsstart in den selben Ländern* wie beim letzten Mal stattfand, scheidet ein größeres Absatzgebiet als Grund für die höheren Verkaufszahlen aus. Bleibt also nur das zweite Modell als Ursache für den Mehrverkauf. Analyst Gene Munster von Piper Jaffray, der sich seit fast zwei Jahrzehnten mit Apple beschäftigt, relativiert allerdings die Rekordzahlen des iPhone-Herstellers. In einem Interview mit Bloomberg TV führte er sie darauf zurück, dass Apple “Verkaufskanäle gefüllt” habe. Es habe das iPhone 5C in großen Stückzahlen an Partner wie den Netzbetreiber AT&T verkauft, die es aber bislang nicht an Endverbraucher weiterverkauft hätten. Nach Munsters Schätzung haben Apples Partner noch rund 3,5 Millionen unverkaufte iPhone 5C auf Lager. Er geht daher von tatsächlich 5,5 Millionen verkauften iPhones am ersten Wochenende aus. Das wären aber noch immer mehr als im letzten Jahr.

Detaillierte Zahlen zum Verkauf der einzelnen Modelle hat Apple bisher nicht genannt. Es ist also unklar, welches der beiden Modelle höher in der Gunst der Käufer steht. Das dürfte für Apple auch egal sein, da die Marge insgesamt vermutlich nicht niedriger als letztes Jahr ausfallen wird. Beim günstigeren iPhone 5C verwendet Apple größtenteils die gleichen Komponenten, die es schon für das letztjährige Modell eingesetzt hat. Da der Einkauf der Bauteile inzwischen sicher günstiger geworden ist, dürften die 80 Euro, die das iPhone 5C weniger kostet, nur wenig an der Marge knappern.

Anders sieht es beim Spitzenmodell iPhone 5S aus. Hier kommen ein neuer Prozessor, ein zusätzlicher Chip, der Bewegungen registriert und ein Fingerabdruckscanner zum Einsatz. Dadurch dürften die Kosten für Apple deutlich höher als für das iPhone 5C liegen. IHS Supply schätzt den Unterschied bei den Herstellungskosten zwischen den beiden Modellen auf 26 Dollar. Die Herstellungskosten für das iPhone 5S liegen demnach bei 199 Dollar und für das iPhone 5C 173 Dollar. Die genauen Zahlen kennt aber nur Apple. Wie dem auch sei: Apple verdient offenbar mit den neuen Modellen mindestens genauso viel wie im letzten Jahr mit dem iPhone 5.

Trotz aller Unkenrufe kann der Hersteller wie es scheint weiterhin sein iPhone-Geschäft erfolgreich gestalten. Die Börse hat bereits mit Kursaufschlägen reagiert. Mit einem Marktanteil von circa 18 Prozent erzielt es derzeit 57 Prozent aller im Smartphonemarkt erwirtschafteten Gewinne. Und es sieht so aus, als ob sich das auch in Zukunft nicht ändern wird.

Die iPhone-Starts im Vergleich (Grafik: Statista)

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*Korrektur: China war letztes Jahr nicht beim Verkaufsstart dabei. Das iPhone 5 war dort erst im Dezember erhältlich. Am ersten Wochenende konnte Apple 2 Millionen Geräte absetzen. Addiert man die Zahlen zu den 5 Millionen, die wenig zuvor in den übrigen Ländern verkauft wurde, ergibt sich eine Gesamtanzahl von 7 Millionen.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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