Telekom Portugal verspricht Datensicherheit in Europas größtem Rechenzentrum

Das Rechenzentrum, welches auch zu den effizientesten in Europa zählt, ist ein selbstbewusster Schritt der portugiesischen Telekom – wurde das Gebäude doch zu Zeiten der Wirtschaftskrise und trotz fehlendem internationalen Investorenvertrauen errichtet. Zuletzt sorgten die Diskussionen um die PRISM-Enthüllungen und der damit verbundenen Schnüffeleien des US-Auslandsgeheimdienstes NSA (National Security Agency), die das Vertrauen in die Cloud erschütterten, für viele Fragen hinsichtlich der Datensicherheit.

Die Frage, ob die NSA denn Zugriff auf die Daten des Rechenzentrums habe, kommentierte PT-Geschäftsführer Zeinal Bava folgendermaßen: „Ich würde sagen, dass die PT in diesem Rechenzentrum besonders sorgsam mit dem Thema „Sicherheit“ umgegangen ist. Denn wir glauben, dass dies ein Anliegen ist, welches sowohl von Personen und rechtlichen Instanzen, als auch von Regierungen geteilt wird. Wir alle wissen ebenso, dass Daten heutzutage essentiell wichtig sind und zum Beispiel auch viele industrielle Geheimnisse in sich bergen. Daher ist die Sicherheit natürlich auch unser Hauptanliegen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, dieses Einhunderttausend Quadratmeter umfassende Rechenzentrum am Standort Covilhã zu bauen, da wir einfach Sicherheit garantieren wollten.“

Die portugiesische Telekom kündigte zum Start des Rechenzentrums 37 Neukunden an, darunter die IT-Dienstleister Accenture und Wipro, aber auch drei Großbanken.

Es hat jedoch den Anschein, dass es sich bei diesen Firmen eher um Kunden handelt, die an bereits bestehenden PT-Standorten bedient werden. Zumal Bava der Presse anlässlich der Einweihung des Rechenzentrums erklärte, am Standort Covilhã würden bislang noch keine Kunden versorgt. In diesem Zusammenhang betont er sogar, dass es ein „mutiger Schritt“ gewesen sei, jenes Rechenzentrum zu eröffnen. Nichtsdestotrotz wird die portugiesische Telekom künftig auch die Vorteile und die Effizienz ihres Rechenzentrums hervorheben, da sie darauf abzielt, Storage- und Cloud-Dienste zu verkaufen.

Europas größtes Rechenzentrum steht in einer portugiesischen Kleinstadt.
(Foto: Tech Week Europe)

Die größte Herausforderung für das Unternehmen sei es, laut Bava, das Vertriebspersonal entsprechend auf die Erstellung von Beratungsangeboten für potentielle- und Bestandskunden sowie Partner vorzubereiten.

Das bausteinförmige Gebäude nimmt in der vollen Ausbaustufe eine Fläche von 75.500 Quadratmetern ein. Das erste der vier Karrees wurde bereits eröffnet und beherbergt sechs Räumlichkeiten mit je 520 Quadratmetern. Darüber hinaus fasst es rund 50.000 Server und erzielt einen äußerst achtbaren Energieeffizienzwert von 1,25 PUE (Power Usage Effectiveness).

Das Rechenzentrum der portugiesischen Telekom nutzt als Kühlquelle zu 99 Prozent Außenluft. Es kommen keine elektrischen Kühlanlagen zum Einsatz. Das Unternehmen schätzt, dass es in diesem Zusammenhang eine 99,98-prozentige Verfügbarkeit erreicht. Überdies hat die Telekom Portugal den Zuschlag für ein Tier-3-Zertifikat des Uptime-Instituts erhalten. Mit dem neu eröffneten Rechenzentrum kommt die PT auf insgesamt acht Datenzentren, die jeweils 56.000 Server und 33 Petabyte Speicherkapazität umfassen.

Bava ist der Überzeugung, dass die portugiesische Telekom großen Nutzen aus dem Besitz eines solchen Netzwerkes ziehen wird. Dieses bietet 100-GBit/s-Glasfaserverbindungen an, die in Form von FTTH-Netzen (Fibre To The Home) bis zu 1,6 Millionen Haushalte versorgen. Darüber hinaus ist die PT Betreiber eines LTE-Mobilfunknetzes, das 90 Prozent der portugiesischen Bevölkerung abdeckt und als Backhaul an das Glasfasernetz angebunden ist. Zudem bietet das Unternehmen Pay-TV- und Triple-Play-Dienste an, womit es in Portugal einen Marktanteil von 40 Prozent erreicht.

Der Cloud-Dienst der portugiesischen Telekom steht allen Kunden als MEO-Cloud-Storage-Angebot zur Verfügung. Dieses bietet 16 GByte an freiem Speicherplatz und wird auch Unternehmen in Form eines Cloud-Computing-Systems angeboten, welches die Dienste „Software as a Service“ (SaaS), „Collaboration as a Service“ (CaaS), „Platform as a Service“ (PaaS) sowie „Infrastructure as a Service“ (IaaS) beinhaltet.

In einem Gespräch mit der BBC in London erklärt Zeinal Bava mit Blick auf den sich wandelnden Schwerpunkt seines Unternehmens: „Wir sind diesen Schritt gegangen, weil wir Querdenker und Gläubige im Hinblick auf die Umwandlung unseres B2C-Modells sind, welches sich von der Telekommunikation weg und hin zur Unterhaltung bewegt.“

[Der Beitrag stammt von den NetMediaEurope-Sites B!T und Tech Week Europe, Übersetzung: Rainer Schneider]

Rainer Schneider

Seit September 2013 ist Rainer hauptsächlich für ITespresso im Einsatz, schreibt aber gerne auch mal hintergründige Artikel für ZDNet und springt ebenso gerne für silicon ein. Er interessiert sich insbesondere für die Themen IT-Security und Mobile. Sein beständiges Ziel ist es, die komplexe IT-Welt so durchsichtig und verständlich wie möglich abzubilden.

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