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Fraunhofer-Institut bemängelt Reparaturfreundlichkeit von Tablets

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointergation (IZM) haben die Reparatur- und Recyclingfreundlichkeit von Tablets untersucht. Ihr Fazit: Die Mehrzahl der 21 getesteten Tablet-Modelle kann von Verbrauchern nicht selbst repariert werden, ohne Teile des Geräts zu beschädigen. Meistens sei es nicht offensichtlich, wie ein Gerät am geeignetsten geöffnet werden kann. Ausführliche Serviceanleitungen des Herstellers, die eine Reparatur deutlich erleichterten, gebe es nur in vereinzelten Fällen.

Grundsätzlich bestehen der Untersuchung zufolge sowohl bei der Wiederverwertbarkeit als auch bei der Reparierbarkeit große Unterschiede. Als Faustregel lässt sich sagen: Je hochwertiger und robuster ein Gerät ist, umso aufwändiger ist die Zerlegung. Eine komplizierte Demontage erschwert aber sowohl die Reparatur, als auch die Wiederverwertung. Die komplette Studie steht auf der Website des Forschungsinstituts kostenlos zum Download (PDF) bereit.

Die Forscher des Fraunhofer IZM stellen darin auch fest, dass sich in einigen Fällen der Anspruch möglichst recycling- und möglichst reparaturfreundlich zu sein, nicht erfüllen lässt. „Zum Beispiel wäre eine Verschraubung von Einzelteilen eines Tablets für einen späteren Austausch einzelner Teile ideal. Für den Recyclevorgang hingegen ist die Verwendung von Plastikclips, die sich leicht aufbrechen lassen, vorteilhafter“, erklären sie. Verklebte Bauteile verhindern dagegen sowohl einfache Reparaturen als auch gute Materialtrennung. Für Hersteller sind sie trotzdem interessant, weil sie eine besonders flache Bauform ermöglichen.

Besonders negativ bewerteten die Fraunhofer-Forscher, wenn sich der Akku nur mit großer Mühe entnehmen ließ. Manche Hersteller erschweren diese Aufgabe nicht nur durch unnötig viele oder manchmal auch versteckte Schrauben (bei einem Lenovo-Modell saß eine von 15 Schrauben zum Beispiel unter dem Modellaufkleber), sondern auch durch die Verwendung von schwierig zu entfernendem Klebeband oder dadurch, dass Kabel und Verbindungen über den Akku laufen. Wie es auch mit Klebeband vernünftig geht, zeigt Asus, das Akku und Steckverbinder mit zwei leicht erkennbaren und einfach zu entferndenden Klebestreifen befestigt hat.

Ebenfalls negativ hervorgehoben wird in der Studie, wenn die Verbindung von Akku und Mainboard nicht über einen Stecker, sondern über gelötete Verbindungen hergestellt ist. Unter den geprüften Tablets fand sich lediglich ein Gerät für den Business-Bereich, das – ähnlich wie bei Laptops – den Wechsel des Akkus ohne Werkzeuge oder weitergehende Demontage anderer Teile ermöglichte. Die Fraunhofer-Forscher nennen in ihrer Studie keine Namen, allerdings kann es sich bei dem Windos-8-Gerät eigentlich nur um das Dell Latitude 10 handeln, für das der Hersteller nämlich schon zwei vom Besitzer austauschbare Akkus anbietet.

Auch bei der Austauschbarkeit von defekten Einzelteilen hat das Fraunhofer IZM erhebliche Unterschiede festgestellt. Zum Beispiel ist das Touchpanel bei manchen Geräten untrennbar mit dem LC-Display verklebt. Beim Bruch des Frontglases ist daher die gesamte Display-Einheit auszutauschen. Bei anderen Geräten ist dagegen nur der Austausch des tatsächlich defekten Touchpanels möglich.

Die Mehrzahl der untersuchten Tablets hat das Green Electronics Council gestellt, dass mit EPEAT ein Kennzeichnungssystem für die umweltfreundliche Beschaffung von Informations- und Kommunikationstechnologie betreibt. In dessen Rahmen soll künftig auch eine Bewertung und Kennzeichnung von Tablets etabliert werden. Die aktuelle Studie des Fraunhofer IZM soll als Diskussionsgrundlage herangezogen werden, um geeignete Kriterien für Reparatur- und Recyclingfreundlichkeit zu erarbeiten. Daher haben die Autoren ihre Ergebnisse auch anonymisiert – das heißt, sie stellen keine Rangliste der Reparierbarkeit oder der einfachen Wiederverwertung auf, sondern schildern lediglich die Sachlage.

Einkäufer, die bei ihrer Entscheidung Umweltaspekte berücksichtigen wollen, finden bereits heute bei TCO Development, einem Ableger der vor allem wegen ihres Prüfsiegels für Monitore bekannten Abteilung des Dachverbandes der schwedischen Angestelltengewerkschaften, eine Liste mit Anforderungen an Tablets. Das Siegel berücksichtigt, anders als EPEAT, allerdings auch Aspekte der Ergonomie und der Sozialverantwortung der Hersteller. Die ersten danach zertifizierten Produkte waren im Januar 2013 Windows-Tablets von Samsung.

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

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ZDNet.de Redaktion

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