Stanford-Forscher bauen ersten Computer mit Kohlenstoff-Nanoröhren

Ein Forscherteam der Stanford University hat einen funktionsfähigen Computer gebaut, dessen Prozessor auf Kohlenstoff-Nanoröhren anstelle von Silizium basiert. Mangels industrieller Fertigungstechniken ist es nur ein einfacher Rechner mit 178 Transistoren, der beispielsweise Zahlen sortieren und zwischen Funktionen wechseln kann. Die Forscher haben damit aber erstmals die Machbarkeit eines Computerchips mit einem Material bewiesen, das eines Tages Silizium ersetzen könnte.

Kohlenstoff-Nanoröhren (auch CNT oder Carbon Nanotubes) gelten schon länger als Alternative zu bisherigen Transistoren auf Siliziumbasis. Forschungslabors meldeten laufende Fortschritte, aber noch keinen grundsätzlichen Durchbruch. Das Material Silizium aber stößt an physikalische Grenzen, nachdem es über Jahrzehnte hinweg gelungen war, die Größe der Chipelemente immer noch mehr zu reduzieren und damit eine hohe Integrationsdichte zu erreichen. Damit verlöre auch das Mooresche Gesetz seine Gültigkeit – es wurde 1965 von Gordon Moore formuliert und besagt, dass sich die Anzahl der Schaltkreiskomponenten auf einem Computerchip in regelmäßigen Zeiträumen – zwischen 12 und 24 Monaten – verdoppeln lässt.

Stanford-Doktorand Max Shulaker neben einem einfachen Kohlenstoff-Nanoröhren-Computer (Bild: Stanford / Norbert von der Groeben)

„Schon länger ist von einer neuen Ära der Kohlenstoff-Nanoröhren-Elektronik die Rede, die Silizium hinter sich lässt“, sagte Stanford-Professor Subhasish Mitra, der das Forschungsteam zusammen mit H.-S. Philip Wong leitete. „Aber jetzt gab es ein paar Vorführungen kompletter digitaler Systeme, die diese spannende Technologie nutzen. Der Beweis ist da.“

Die Forscher berichteten in der Fachzeitschrift Nature über ihren Erfolg. „CNT könnte uns leistungsmäßig um mindestens eine Größenordnung voranbringen gegenüber dem, was von Silizium noch zu erwarten ist“, sagte Wong voraus.

Zu den Schwierigkeiten, die dem ersten funktionsfähigen Kohlenstoff-Mikrochip entgegenstanden, gehörte die nicht immer parallele Ausrichtung der in den Transistoren gebündelten Nanoröhren sowie der Umstand, dass sie nicht ausschließlich halbleitend sind. Den Forschern gelang es aber, durch einen Algorithmus falsch angeordnete Nanoröhren zu erkennen und auszuschließen. Die permanent leitenden Carbon Nanotubes hingegen erhitzten sie und ließen sie so verdampfen.

Durch die Überwindung dieser beiden Hürden machten sie den Weg frei für die Entwicklung komplexerer Systeme. „Das sind die zuerst notwendigen Schritte, um Kohlenstoff-Nanoröhren aus dem Chemielabor in eine echte Umgebung zu bringen“, begrüßte Chipforscher Supratik Guha von IBM den Durchbruch.

[mit Material von Eric Mack, News.com]

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

6 Stunden ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

10 Stunden ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

11 Stunden ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

1 Tag ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

2 Tagen ago

Bedrohungen in Europa: Schwachstellen in der Lieferkette dominieren

Hinter 84 Prozent der Zwischenfälle bei Herstellern stecken Schwachstellen in der Lieferkette. Auf dem Vormarsch…

2 Tagen ago