Jim Balsillie verließ Blackberry wegen Streit um Zukunft von BBM

Der frühere Blackberry-Co-CEO Jim Balsillie hat das Unternehmen im vergangenen Jahr offenbar im Streit verlassen. Balsillie wollte Blackberry Messenger zu einer Cross-Plattform-Anwendung weiterentwickeln und bei Mobilfunkprovidern als „SMS 2.0“ positionieren. Wie die kanadische Zeitung The Globe and Mail berichtet, konnte er sich mit dieser Strategie aber nicht gegen den neuen CEO Torsten Heins und Firmengründer Mike Lazaridis durchsetzen.

Mike Lazaridis und Jim Balsillie (Bild: Blackberry)

„Ich habe den RIM-Aufsichtsrat im März 2012 verlassen, weil das Unternehmen entschieden hat, die BBM-Cross-Plattform-Strategie einzustellen“, sagte Balsillie in einem Interview mit der Zeitung. Er habe Mobilfunkanbieter davon überzeugen wollen, dass BBM eine neue mögliche Einnahmequelle sei und keine Bedrohung für ihre Umsätze mit Kurznachrichten.

Der Plan habe schon im Januar 2010 vorgelegen, als Balsillie und Co-CEO Mike Lazaridis ihre Positionen aufgaben und durch den damaligen Chef der Handysparte Torsten Heins ersetzt wurden, heißt es weiter in dem Bericht. Heins wiederum habe die Ansicht vertreten, BBM sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für die Blackberry-Smartphones und eine Cross-Plattform-Version würde nur der Konkurrenz helfen.

Laut The Globe and Mail war die neue Strategie auch bei anderen Führungskräften des Unternehmens nicht unumstritten. Einige seien dafür gewesen, andere hätten gefordert, mit einer Öffnung der Plattform bis nach der Veröffentlichung von Blackberry 10 zu warten. Lazaridis wiederum habe vor möglichen Kosten gewarnt. Heins habe das Projekt schließlich als CEO – mit der Unterstützung von Lazaridis – abgelehnt, um nicht von der Einführung des neuen Mobilbetriebssystems abzulenken.

Inzwischen befindet sich Blackberry in einer tiefen Krise. Im abgelaufenen Fiskalquartal meldete das Unternehmen einen Verlust von 965 Millionen Dollar, der aus Abschreibungen auf unverkaufte Lagerbestände des Blackberry Z10 resultiert. Zudem steht derzeit ein Kaufangebot eines von Fairfax Financial Holdings angeführten Konsortiums im Raum, das Blackberry für 4,7 Milliarden Dollar übernehmen will.

Ironischerweise hatte Blackberry in der vergangenen Woche Versionen des Blackberry Messenger für iOS und Android angekündigt und deren Einführung dann doch wieder verschoben. Grund dafür war eine vorab durchgesickerte Android-Version, die für Probleme sorgte.

[mit Material von Steve McCaskill, TechWeekEurope]

Tipp: Was wissen Sie über Blackberry? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Black Friday: Vorsicht vor schädlichen QR-Codes

Bösartige QR-Codes, die per E-Mail versendet werden, eignen sich sehr gut, um Spam-Filter zu umgehen.

3 Stunden ago

Black Friday: Zahl der ominösen Shopping-Websites steigt

Unsichere Websites und Phishing-Mails in Verbindung mit Black Friday können kauffreudigen Konsumenten zum Verhängnis werden.

3 Stunden ago

SmokeBuster bekämpft SmokeLoader

Malware SmokeLoader wird weiterhin von Bedrohungsakteuren genutzt, um Payloads über neue C2-Infrastrukturen zu verbreiten.

10 Stunden ago

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

1 Tag ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

1 Tag ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

1 Tag ago