NSA speichert Metadaten von Millionen Webnutzern bis zu einem Jahr

Der US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) speichert die Online-Metadaten von Millionen Internetnutzern auch dann bis zu einem Jahr, wenn sie selbst gar nicht Gegenstand von Ermittlungen sind. Zu den gespeicherten Metadaten gehören Aufzeichnungen über fast alle Online-Aktivitäten, von besuchten Websites über versandte oder erhaltene E-Mails bis hin zur Suche mit Kartendiensten.

Einzelheiten zu dieser Vorratsdatenspeicherung gehen aus weiteren Geheimdokumenten von PRISM-Enthüller Edward Snowden hervor, wie der britische Guardian berichtet. Die Zeitung zitiert aus einem einführenden Handbuch für NSA-Mitarbeiter. Es beschreibt eine Datenbank mit dem bezeichnenden Codenamen Marina (Jachthafen oder Anlegestelle). Marina nimmt jegliche Computing-Metadaten auf, die von den umfangreichen Späh- und Überwachungsprogrammen des Auslandsgeheimdienstes erfasst wurden – und ergänzt damit ein ähnliches System für Telefon-Metadaten.

Dem Handbuch zufolge bleiben die Informationen 365 Tage gespeichert. „Die Marina-Metadaten-Anwendung verfolgt die Surferfahrung eines Nutzers, sammelt Informationen / Inhalte zu Kontakten und gibt einen Überblick zum Zielobjekt“, heißt es darin. Das Tool erlaube den Datenexport in diverse Formate sowie die Erstellung verschiedener Diagramme, um „die Entwicklung der Lebensmuster“ sichtbar zu machen. Zu den herausragenden Features gehöre der Rückblick auf insgesamt 365 Tage gesammelter Metadaten ungeachtet der Tatsache, ob die Daten zielgerichtet erfasst wurden. Der Handbuchtext stellt das Wort „ungeachtet“ durch Fettdruck heraus und weist damit darauf hin, dass auch verdachtsunabhängig gesammelte Daten langfristig gespeichert und zugänglich gemacht werden.

Auf Nachfragen des Guardian reagierte die NSA mit einer ausweichenden Erklärung. Unbeantwortet blieben damit vier konkrete Fragen nach der Nutzung der Metadaten, darunter nach dem Grund für die einjährige Speicherung nicht gezielt erfasster Daten sowie zur geschätzten Zahl von US-Bürgern, deren Metadaten vom Auslandsgeheimdienst gespeichert wurden.

„Wir wissen um den falschen Eindruck da draußen, dass die NSA Telefongespräche gewöhnlicher Amerikaner belauscht und ihre E-Mails liest, um auf gesetzwidrige Weise Profile von US-Bürgern zu erstellen“, erklärte die NSA. „Das ist einfach nicht der Fall.“

Nach einem aktuellen Bericht der New York Times analysiert die NSA jedoch auch soziale Verbindungen von US-Bürgern durch gespeicherte Telefon- und E-Mail-Daten. Für die Abfragen beziehe sie zudem Bank- und Versicherungsdaten, Standortdaten, Daten aus Passagierlisten, Wählerverzeichnissen – und auch noch Facebook-Profile mit ein.

[mit Material von Michael Lee, ZDNet.com]

ZDNet.de Redaktion

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