Ein namhafter Entwickler und Autor mehrerer Bücher zu Webtechniken hat sich deutlich gegen einen Kopierschutz (Digital Rights Management, kurz DRM) eingesetzt. Simon St. Laurent argumentiert, für Entwickler könne durch DRM gar nichts herausspringen. Das W3C habe Firmeninteressen in diesem Punkt leichtfertig nachgegeben. Sein Angriff gilt besonders WWW-Erfinder Tim Berners-Lee, der die geplante Standardisierung von DRM fürs Web letzte Woche verteidigt hatte.
St. Laurent ist im Vorstand der Konferenzen Fluent und Oscon. Zu seinen Büchern zählen die Titel „Introducing Elixir“, „Introducing Erlang“, „Learning Rails 3“, „XML Pocket Reference“, „XML: A Primer“ und „Cookies“. Er brachte seine Kritik in einem Blog vor, der vom bekannten Fachbuchverlag O’Reilly gehostet wird, was die Reichweite enorm erhöhte.
Seine Grundthese: Niemand mag DRM, und das wisse auch Berners-Lee. Wenn das W3C einen Kopierschutz standardisiere, schaffe es Webentwicklern damit einen Haufen Ärger – ohne dass ihnen irgendein Vorteil entstünde.
In seinem Blogbeitrag argumentiert St. Laurent, ein Kopierschutz schränke die Möglichkeiten von Nutzern wie auch Entwicklern ein. Er wisse also nicht, wie eine von Berners-Lee vorgeschlagene „Gegenleistung“ überhaupt aussehen könne. In Ländern wie den USA gebe es eine allzu strenge Gesetzgebung rund um DRM. Mit dem geplanten Standard bürde man Webentwicklern zusätzliche Verantwortung auf, statt diese bei den Firmen zu belassen, die DRM einsetzen wollten.
Die Frage habe ihn wieder einmal daran zweifeln lassen, dass das W3C eine gute Einrichtung sei, schreibt St. Laurent. „Gerade dass HTML5 und CSS3 das öffentliche Interesse am W3C wieder verstärkt haben, ist ein weiterer Grund, die nützlichen Elemente sorgfältig auszuwählen.“ Wenn sich das Gremium für die Standardisierung eines webweiten Kopierschutzes entscheide, sei das eine implizierte Warnung, nichts und niemandem zu vertrauen.
Berners-Lee hatte vergangene Woche im Blog des W3C Stellung zur DRM-Frage bezogen. Er argumentierte unter anderem, wenn schon ein Kopierschutz für Videos benötigt werde, dann sei es besser, dies im W3C zu verhandeln als anderswo, um ihn so interoperabel wie möglich zu machen.
[mit Material von Nick Farrell, TechEye.net]
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