Die Strafverfolgungsbehörden Lettlands haben vergangene Woche Deniss Calovskis, genannt „Miami“, freigelassen. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte im August eine geplante Auslieferung des 27-Jährigen an die USA verhindert. Calovskis soll einer der Entwickler des berüchtigten Onlinebanking-Trojaners Gozi gewesen sein.
Gozi wurde 2007 erstmals gemeldet. Neben Calovskis sollen der Rumäne Mihai Paunescu und der Russe Nikita Kuzmin die Malware geschrieben haben. Sie infizierte mindestens eine Million Rechner, auf denen sie Log-in-Daten für Bankkonten stahl und an Server der Kriminellen sandte.
2009 entschlossen sich die Programmierer dann, den Quelltext übers Internet zu verkaufen. Der Preis soll rund 40.000 Euro betragen haben. Zusätzlich ließen sich die Programmierer des Schadcodes einen Anteil an damit erzielter Beute zusichern.
Ende 2012 taten sich dann Polizeibehörden aus Deutschland, Finnland, Großbritannien, Lettland, Moldau, den Niederlanden, Rumänien und der Schweiz mit dem FBI für eine Aktion zusammen. Die Verdächtigen Calovskis und Paunescu wurden festgesetzt. Calovskis befand sich ab Dezember 2012 in Untersuchungshaft.
Im August hatte die lettische Regierung entschieden, Calovskis an die USA auszuliefern. Kritik gab es aber nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im Kabinett: Außenminister Edgars Rionkevics stellte die Entscheidung öffentlich in Frage, da die in den USA drohende Haftstrafe von bis zu 67 Jahren „unverhältnismäßig“ sei.
Nach der Intervention des europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) sah die Staatsanwaltschaft Lettlands keine rechtliche Grundlage mehr, um Calovskis länger in Untersuchungshaft zu behalten. Er kann sich bis zur weiteren Verhandlung seines Falls vor dem EGMR in ungefähr einem Jahr frei bewegen. Dem lettischen Nachrichtenportal Delfi.lv zufolge sagte er in einer eigens angesetzten Pressekonferenz, er sei froh, dass seine Bürgerrechte anerkannt worden seien.
In früheren Interviews hatte Calovskis stets ausgesagt, er wisse nichts über Gozi und habe den Virus nicht entwickelt, seine angeblichen Komplizen seien ihm unbekannt und Einkünfte aus illegalen Aktivitäten habe er auch keine erhalten. Er verdiene sein Geld mit der Reparatur von Computern und dem Erstellen von Websites.
Sein angeblicher Komplize Kuzmin sitzt dagegen längst in US-Haft. Er war schon 2010 aufgrund von Vorwürfen in einem anderen Fall verhaftet worden. Seine Aussage brachte das FBI erst auf die Spur von Paunescu, der sich seit November 2012 in Rumänien in Untersuchungshaft befindet. Im Berufungsverfahren zu seiner Auslieferung ist derzeit noch keine Entscheidung gefallen.
[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope.co.uk]
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