Irland will von Apple genutztes Steuerschlupfloch schließen

Der irische Finanzminister Michael Noonan will Apple und anderen Firmen die Möglichkeit nehmen, auf legalem Weg der Zahlung von Unternehmenssteuern zu entgehen. Derzeit erlaubt das irische Steuerrecht noch in dem Land tätige Tochterfirmen, die für Steuerzwecke als „staatenlos“ gelten.

Schon Anfang des Jahres hatte der US-Senators Carl Levin Irland als „Steuerparadies“ bezeichnet und damit irische Politiker verärgert. Mit dem Schlupfloch habe Apple den „Heiligen Gral der Steuervermeidung“ gefunden. Der iPhone-Hersteller habe sich so 2012 die Zahlung von rund 40 Milliarden Dollar US-Einkommensteuer erspart.

„Lassen sie es mich ganz deutlich sagen, Irland will Teil der Lösung des weltweiten Steuerstreits sein und nicht Teil des Problems“, sagte Noonan während einer Haushaltsdebatte. In der kommenden Woche werde er Maßnahmen zur Schließung des Schlupflochs vorlegen. Eine neue Regelung werde Unternehmen ohne steuerrechtlichen Sitz untersagen.

Die US-Senatoren Carl Levin und John McCain befürworteten den Vorstoß. In einer Stellungnahme kritisierten sie jedoch, dass wichtige Fragen nicht geklärt seien. Unter anderen bleibt Firmen weiterhin die Möglichkeit, eine als „Double Irish“ bezeichnete Firmenstruktur zu nutzen, um ihren Steuersatz erheblich zu senken.

Double Irish bedeutet, dass ein multinationaler Konzern eine Niederlassung in Irland registriert hat, die dort auch Gewinne erwirtschaftet. Die Niederlassung zahlt jedoch erhebliche steuermindernde Gebühren an eine Schwesterfirma – etwa auf den Bermudas -, wodurch in Irland nur noch eine minimale Steuerlast entsteht. Im Fall von Google sind es beispielsweise Lizenzen für geistiges Eigentum.

Google verschob durch diesen Trick über eine weitere Tochter in den Niederlanden 2012 8,8 Milliarden Dollar seiner internationalen Einnahmen auf die Bermudas. Als Folge verzeichnete die irische Tochter des Internetkonzerns im vergangenen Jahr nur einen Vorsteuergewinn von 153,9 Millionen Euro bei Einnahmen von 15,5 Milliarden Euro. Laut Financial Times ergab sich daraus eine Steuerlast von lediglich 17 Millionen Euro.

Steuerexperten zufolge könnten Apple und auch andere Unternehmen nun ebenfalls diesen Weg gehen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, ein Steuerparadies wie die Bermudas als steuerrechtlichen Firmensitz anzugeben.

Auch wenn diese Verfahren vollkommen legal sind, werden sie von Politikern weltweit scharf kritisiert. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung arbeitet an eigenen Plänen zur Schließung von Steuerschlupflöchern und Irland hat sich verpflichtet, mit der OECD zusammenzuarbeiten. Zudem forderte die EU-Kommission neben Irland auch die Niederlande und Luxemburg auf, ihren Umgang mit Firmen wie Apple und Starbucks zu erläutern.

[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope]

Tipp: Wie gut kennen Sie Hightech-Firmen, die an der Börse notiert sind? Testen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Chrome 129 stopft schwerwiegende Sicherheitslöcher

Hacker können aus der Ferne Schadcode einschleusen und ausführen. Betroffen sind Chrome für Windows, macOS…

5 Stunden ago

Sicherheitslücken bei Verivox und Check24 geben Kundendaten preis

Das Datenleck betrifft den Kreditvergleich. Unbefugte haben zwischenzeitlich Zugriff auf die Kreditvergleiche anderer Kunden.

12 Stunden ago

Copilot Wave 2: Microsoft kündigt neue KI-Funktionen an

Copilot wird stärker in Microsoft 365 integriert. Neue Funktionen stehen unter anderem für Excel, Outlook,…

19 Stunden ago

Kritische RCE-Schwachstelle in Google Cloud Platform

Schwachstelle weist laut Tenable auf schwerwiegende Sicherheitslücke in Google Cloud Diensten hin, insbesondere App Engine,…

1 Tag ago

Microsoft macht Office LTSC 2024 allgemein verfügbar

Die neue Version kommt mit einem Supportzeitraum von fünf Jahren. Währenddessen erhält Office LTSC 2024…

1 Tag ago

iOS 18 schließt 33 Sicherheitslücken

Sie führen unter Umständen zur Preisgabe vertraulicher Informationen oder gar zu einem Systemabsturz. Apples KI-Dienste…

1 Tag ago