Die National Security Agency (NSA) hat systematisch einen E-Mail-Server der mexikanischen Regierung infiltriert. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Demnach hatte der US-Auslandsgeheimdienst auch Zugriff auf das E-Mail-Konto des früheren mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon.
In einem 2010 verfassten Bericht, den Der Spiegel vom PRISM-Informanten Edward Snowden erhalten haben soll, heißt es, die betroffene E-Mail-Domain sei auch von Mitgliedern des Kabinetts benutzt worden. Darüber sei „Kommunikation über diplomatische und wirtschaftliche Aspekte sowie Führungsfragen“ gelaufen. Die NSA habe so Einblicke in das politische System Mexikos und die interne Stabilität erhalten.
Calderons E-Mail-Konto habe die für „maßgeschneiderte Operationen“ zuständige Abteilung namens „Tailored Access Operations“ gehackt. Den Dokumenten zufolge war er eine „lukrative Quelle“.
Darüber hinaus spähte die NSA im Sommer 2012 auch Handydaten des damaligen Präsidentschaftskandidaten Enrique Peña Nieto sowie neun seiner engsten Berater aus. Der Geheimdienst habe 85.489 Textnachrichten abgefangen. Einige davon stammten von Peña Nieto, der seit 1. Dezember 2012 Präsident des Landes ist. Ein Analyst der NSA habe notiert, auf diese Art könne man „immer wieder und effizient“ vielleicht sogar „die Nadel im Heuhaufen“ finden.
Die NSA wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. „Wir werden nicht jedes einzelne Detail angeblicher Geheimdienstaktivitäten kommentieren“, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung der NSA. Man habe bereits klargestellt, dass die Vereinigten Staaten – wie andere Länder auch – im Ausland Informationen sammelten. Zudem überprüfe die NSA derzeit ihr Vorgehen, um zwischen den berechtigten Sicherheitsbedenken von US-Bürgern und Verbündeten sowie den Datenschutzbedenken aller Menschen abzuwägen.
US-Präsident Obama hatte im August die Überwachungsprogramme der NSA als notwendiges Werkzeug im Kampf gegen Terroristen verteidigt. Zudem kündigte er vier Initiativen an, die sich mit den Bedenken von US-Bürgern und Ausländern befassen sollen. Dazu gehört eine Reform des US-Gesetzes Patriot Act, um das Vertrauen in den Foreign Intelligence Surveillance Court zu steigern, der alle Aktivitäten des Geheimdiensts auf ihre Rechtmäßigkeit prüft.
[mit Material von Steven Musil, News.com]
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