Amazon nimmt für sein Umsatzwachstum weitere Verluste in Kauf

Amazon hat seinen Umsatz im dritten Quartal deutlich gesteigert, weist aber gleichzeitig erneut einen Verlust aus. Es blieb damit seiner Strategie aggressiver langfristiger Investitionen treu, die seine Aktionäre noch immer geduldig mittragen. Nachbörslich stieg der Kurs sogar um rund acht Prozent auf einen neuen Höchststand.

Mit einem Umsatz von 17,09 Milliarden Dollar übertraf der Online-Händler noch leicht die Erwartungen der Wall Street, während der Verlust von 41 Millionen Dollar oder 0,09 Dollar je Aktie punktgenau den Konsens der Analysten traf. Der Umsatz wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24 Prozent.

Amazon-CEO Jeff Bezos (Bild: James Martin/CNET)

Im Vergleichsquartal des letzten Jahres hatte Amazon mit 274 Millionen Dollar noch einen vielfach höheren Verlust gemeldet, der zu einem vorübergehenden Kursrückgang führte. Das Papier erholte sich jedoch und legte in diesem Jahr weiter zu – mit einer Steigerung von über 40 Prozent seit Oktober 2012.

Im Ausblick für das vierte Quartal 2013 geht Amazon von Umsätzen zwischen 23,5 und 26,5 Milliarden Dollar aus, was Beobachter als eher konservativ einschätzen. Für die umsatzstarke Weihnachtssaison will es zusätzliche 70.000 Mitarbeiter einstellen, 40 Prozent mehr als im letzten Jahr.

„Es waren ein paar geschäftige Monate“, führte Amazon-CEO Jeff Bezos in einer Erklärung zu den Quartalsergebnissen aus. Er verwies auf die Einführung der neuen Kindle-Fire-Tablets, den AWS-Vertrag mit der CIA, die Eröffnung neuer Standorte, die neun eigenproduzierten TV-Pilotsendungen – sowie die Übernahmen des Lernprogramm-Anbieters TenMarks und des Buchleser-Netzwerks Goodreads mit weltweit 16 Millionen Teilnehmern.

Für seinen Prime-Dienst konnte Amazon „Millionen“ weiterer Mitglieder gewinnen, wie Bezos berichtete – ohne allerdings eine genauere Angabe zu machen. In der Analystenkonferenz führte das Finanzchef Thomas J. Szkutak insbesondere auf das darin inbegriffene Videostreaming-Angebot zurück. Für eine Jahresgebühr von 79 Dollar erhalten Prime-Mitglieder in den USA eine beschleunigte kostenlose Zustellung ihrer Lieferungen, können in begrenztem Umfang E-Books ausleihen und aus einer wachsenden Videobibliothek wählen. In Deutschland kostet Prime jährlich 29 Euro, bietet aber weniger Vorteile.

„Sehr starkes Wachstum“, hatte Szkutak zuvor zur Entwicklung der Prime-Mitgliedschaften gesagt, aber nie konkrete Zahlen genannt. Externe Schätzungen gehen von mehr als 10 Millionen zahlenden Prime-Mitgliedern aus, während es vor eineinhalb Jahren offenbar nur zwischen drei und fünf Millionen waren.

Der Prime-Zuwachs könnte Amazon auch ermutigt haben, den Mindestbestellwert für kostenlose Lieferungen in den USA von 25 auf 35 Dollar zu erhöhen. Laut Amazon ist derzeit aber keine Anhebung der in Deutschland geltenden Schwelle von 20 Euro vorgesehen.

(Grafik: Statista)

[mit Material von Donna Tam, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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