Bericht: Facebook interessiert sich für Blackberry-Übernahme

Vorstandsmitglieder von Facebook und Blackberry haben sich dem Wall Street Journal zufolge getroffen, um eine mögliche Fusion zu diskutieren. Das Meeting fand demnach in Facebooks Zentrale in Menlo Park statt. Völlig offen ist, ob sich Facebook für das komplette kanadische Unternehmen oder nur einen Teil – etwa Patente, Messenger, Unternehmenssoftware oder Smartphone-Hardware – interessiert.

Eine Verstärkung durch Blackberry könnte zu Facebooks Strategie „Mobile first“ passen. Derzeit testet es eine Nachrichtenfunktion, die dem beliebten Blackberry Messenger (BBM) – oder auch WhatsApp – ähnelt. Mit Facebooks Android-Software Home können Nutzer des Sozialen Netzwerks Freunden Direktnachrichten schicken, wenn sie deren Telefonnummer kennen. Das Feature ist zunächst nur für einen eingeschränkten Nutzerkreis verfügbar.

Die Gespräche müssen nicht bedeuten, dass Facebook ein konkretes Angebot für Blackberry vorlegt. Facebook-CEO Mark Zuckerberg hatte übrigens schon im Januar Gerüchte um ein geplantes „Facebook-Phone“ von der Hand gewiesen. Eigene Hardware sei nicht Teil von Facebooks Strategie. „Eine Milliarde Menschen nutzen unsere Produkte, und wir müssen uns darum bemühen, dass Facebook gut ist auf allen Geräten, die sie in Gebrauch haben.“ Allerdings ist die Android-Software Home, die sich als Launcher über das Betriebssystem legt, bisher nicht auf ungeteilte Begeisterung gestoßen.

Im August hatte sich Blackberry erstmals zur Prüfung von Fusionsangeboten und anderen strategischen Alternativen bereit erklärt. Ein erstes Angebot in Höhe von 4,7 Milliarden Dollar legte zunächst die kanadische Pensionskasse Fairfax Financial Holdings vor, die schon 10 Prozent der Blackberry-Aktien hält. Sie soll aber bei der Suche nach Partnern auf Schwierigkeiten gestoßen sein, weshalb eine mögliche Aufteilung des Unternehmens erneut in den Fokus rückte.

Als Interessenten für eine (Teil-)Übernahme wurden bisher die Blackberry-Gründer Mike Lazaridis und Doug Fregin, aber auch Cisco und Google genannt. Vor zwei Wochen waren der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo und auch der Investor Cerberus hinzugekommen, die Insidern zufolge Blackberrys Bücher prüfen, um gegebenenfalls ein konkretes Angebot vorzulegen. Das ebenfalls erwähnte Softwarehaus SAP stritt dagegen vergangenes Wochenende ein Interesse ab.

Ende September hatte Blackberry Zahlen fürs zweite Quartal des Geschäftsjahrs 2014 vorgelegt. Es musste aufgrund von hohen Abschreibungen auf Lagerbestände des Smartphonemodells Z10 einen Verlust von fast einer Milliarde Dollar hinnehmen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner empfiehlt Kunden, sich heute schon nach Alternativen umzusehen. Blackberry hat diese Einschätzung nicht nur zurückgewiesen, sondern sich auch in einem offenen Brief an Anwender und Partner gewandt. Darin heißt es, sie könnten sich weiter auf Blackberry verlassen, es werde das Unternehmen noch länger geben.

[mit Material von Rachel King, ZDNet.com]

Tipp: Was wissen Sie über Blackberry? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

o1: OpenAI stellt neues KI-Modell für komplexe Abfragen vor

Das o1 genannte Modell liegt als Preview vor. Bei einer Mathematikprüfung beantwortet es 83 Prozent…

1 Tag ago

Zoom erhält IT-Sicherheits- kennzeichen des BSI

Das Kennzeichen erhalten Zoom Workplace Pro und Zoom Workplace Basic. Es bescheinigt unter anderem aktuelle…

2 Tagen ago

Google verbessert Tab-Verwaltung in Chrome

iOS und iPadOS erhalten Tab-Gruppen. Zudem unterstützt Chrome nun die Synchronisierung von Tab-Gruppen.

2 Tagen ago

Identitätsdiebstahl: 58 Prozent der Deutschen sorgen sich um digitales Erbe

Sie befürchten einen Missbrauch der Identitäten von Verstorbenen. 60 Prozent befürworten deswegen eine Klärung des…

2 Tagen ago

Bericht: Samsung plant massiven Stellenabbau

In einigen Unternehmensbereichen sind angeblich bis zu 30 Prozent der Beschäftigten betroffen. Samsung spricht in…

3 Tagen ago

Kritische Lücken in Adobe Reader und Acrobat

Sie erlauben eine Remotecodeausführung. Betroffen sind alle unterstützten Versionen von Adobe Reader und Acrobat für…

3 Tagen ago