Bericht: Edward Snowden nutzte Passwörter von NSA-Kollegen

PRISM-Enthüller Edward Snowden hat für den Zugriff auf geheime Dokumente offenbar auch Passwörter benutzt, die ihm von NSA-Kollegen bereitwillig überlassen wurden. Das berichtet Reuters und beruft sich dabei auf Informanten, die mit den Ermittlungen über die Leaks vertraut sind.

Snowden soll demnach 20 bis 25 Mitarbeiter im regionalen NSA-Operationszentrum in Hawaii überredet haben, ihm ihre Benutzernahmen und Passwörter zu geben, da er sie für seine Aufgabe als Systemadministrator benötige. Einige von ihnen sollen inzwischen von ihren Aufgaben entbunden worden sein.

Das legt nahe, dass erst mangelndes Sicherheitsbewusstsein im US-Auslandsgeheimdienst die umfangreichen Enthüllungen überhaupt ermöglichte. Die Organisation verließ sich offenbar darauf, voll auf ihre Mitarbeiter vertrauen zu können, nachdem sie die übliche Sicherheitsüberprüfung mit Lügendetektorentests durchlaufen hatten. Die NSA soll zudem vor Snowdens Tätigkeit in Hawaii keine aktuelle Software installiert haben, die unautorisierte Zugriffe auf die geheimen Dokumente hätte erkennen können.

Vertreter der NSA und des Nationalen Geheimdienstkoordinators lehnten eine Stellungnahme wegen der laufenden strafrechtlichen Ermittlungen gegen Snowden ab. Den Reuters-Informanten zufolge gehen die Behörden inzwischen davon aus, den Umfang der Daten gut einschätzen zu können, auf die der Whistleblower zugreifen konnte. Sie seien sich jedoch nicht sicher, wie viele von diesen Dokumenten er tatsächlich heruntergeladen habe.

Die Enthüllungen haben inzwischen zu einer Debatte in der US-Politik geführt. Laut Bloomberg denkt die US-Regierung über reduzierte Spähprogramme in anderen Ländern nach, um ausländische Regierungen zu beschwichtigen. Erwogen werde auch die Trennung von nachrichtendienstlicher Aufklärung und Cyberwar-Maßnahmen, da mit General Keith Alexander ein Mann zu viel Macht erhalten habe. Alexander ist sowohl für die NSA als auch das United States Cyber Command verantwortlich.

Parlamentsabgeordnete hingegen sehen das größere Problem in der NSA-Datensammlung über amerikanische Bürger. Die Obama-Regierung müsse „auf den Boden kommen“ und die Möglichkeiten der NSA einschränken, Daten über unschuldige Amerikaner zu sammeln, forderte Patrick Leahy, der Vorsitzende des Rechtsausschusses im US-Senat. „Ich habe kein Vertrauen darin, wie die NSA mit ihren Befugnissen umgeht, wenn sie nicht einmal schlau genug sind, um einen 29-Jährigen daran zu hindern, mit einigen ihrer Geheimnisse davonzuziehen“, sagte er und bezog sich damit auf Edward Snowden.

ZDNet.de Redaktion

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