Google muss in Brasilien Street-View-Daten offenlegen

Ein brasilianisches Gericht hat Google aufgefordert, persönliche Daten von Nutzern herauszugeben, die im Rahmen des Street-View-Programms gesammelt wurden. Wie France 24 berichtet, ist der Entscheidung eine Beschwerde des Brazilian Institute of Computer Policy and Rights (IBDI) vorausgegangen. Hintergrund sind offenbar die im Rahmen der NSA-Affäre bekannt gewordenen Abhöraktivitäten des US-Auslandsgeheimdiensts NSA in dem südamerikanischen Land.

Sollte der Internetkonzern der Anordnung nicht nachkommen, droht ihm eine Geldstrafe von 50.000 Dollar pro Tag. Die maximale Höhe des Bußgelds beträgt allerdings nur 500.000 Dollar.

Der Beschwerde zufolge erlaubt es die Software der Street-View-Fahrzeuge, auf private WLAN-Netzwerke zuzugreifen und persönliche Daten sowie elektronische Kommunikation abzufangen. IBDI verweist in dem Zusammenhang auf entsprechende Vorkommnisse in anderen Ländern und fordert, dass Google seine Praktiken offenlegt.

Die Vorwürfe an sich sind nicht neu. Google hatte 2010 eingeräumt, dass es zwischen 2008 und 2010 Daten aus unverschlüsselten WLAN-Netzen mitgeschnitten hatte. Damals gab das Unternehmen an, die Informationen seien irrtümlicherweise aufgezeichnet worden. Trotzdem rief das Vorgehen Regulierungsbehörden weltweit auf den Plan.

Dem Gericht sagte Google, dass der Fall inzwischen abgeschlossen sei und es die gesammelten Daten vernichtet habe. In Brasilien habe es zu dem Zeitpunkt weder entsprechende Gesetze noch eine zuständige Regulierungsbehörde gegeben.

Wie France 24 weiter berichtet, will Brasilien ausländische Internetkonzerne dazu verpflichten, Daten von Bürgern des Landes in Brasilien zu speichern. Dadurch soll die Spionage aus dem Ausland eingedämmt werden. Google und andere Firmen lehnen diesen Vorstoß jedoch ab.

Grundsätzlich unterstütze Google die Vorschläge für ein „Marco Civil de Internet“ genanntes Gesetz, dass die Rechte von Bürgern im Internet schützen soll. Ein Zwang zur Speicherung brasilianischer Nutzerdaten in Brasilien könne aber dazu führen, dass brasilianische Nutzer den Zugang zu „großartigen Diensten verlieren, die von US- und anderen internationalen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden“.

[mit Material von Edward Berridge, TechEye.net]

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

4 Tagen ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

1 Woche ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

1 Woche ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

1 Woche ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

1 Woche ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

1 Woche ago